Lehrreich

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mianna Avatar

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"Der Gepäckträger" ist eine Parabel über den Umgang mit dem eigenen Gepäck. Gillian fühlt sich seit jeher mangelbehaftet gegenüber ihrer Schwester, David pflegt seine (Zerstörungs-)Wut und Michael erfüllt unglücklich die Vorstellungen seines Vaters. Auf dem Flughafen vertauschen die drei aus Versehen ihre Koffer und bemerken die Verwechslung erst, als für sie schon viel auf dem Spiel steht. Die Konfrontation mit dem jeweiligen schweren Gepäck, die dann folgt, ist sehr spannend.

Alle drei Personen bringen unterschiedliches Gepäck mit und stehen beispielhaft für die verschiedensten Typen von Menschen. Dazu passend sind die Charaktere eher oberflächlich und typisiert beschrieben, sodass sich viele Menschen darin finden können. Das was in anderen Büchern stark vereinfacht und zu schwarz-weiß wirken würde, passt hier genau hin. Die Gefühle, Beweggründe und der Leidensdruck sind gut nachvollziehbar. Die Lesenden sind damit konfrontiert sich selbst oder andere Menschen in diesen Beispielen zu erkennen. Es ist spannend, wie das Gelesene zur eigenen Reflektion anregt und auch das Verständnis für andere Menschen erhöht. Das gefällt vielleicht nicht Jedem. Unabhängig davon ist das Buch leicht zu lesen, die Geschichte fließt - wenn auch gemächlich - aber in jedem Fall auf das Wesentliche reduziert dahin. Trotz aller Schwere hat die Erzählung etwas Unterhaltsames und lässt sich deswegen sehr schnell lesen. Das Buch drängt sich nicht auf. Es bleibt jedem selbst überlassen, wie sehr die Geschehnisse reflektiert werden.

Das Buch hat besondere Aspekte. Da ist zum Beispiel das leerstehende Lager, in dem die Koffer ausgetauscht werden sollen und das nicht immer das ist wonach es scheint. Der Gepäckträger mit den lockigen Haaren, der scheinbar alles weiß ist die Hauptfigur, die weise durch die Geschichte führt. Beide Aspekte haben etwas märchenhaftes und entsprechend einer Parabel etwas lehrreiches. Im Anschluss an die Geschichte bieten Fragen zu den einzelnen Teilen nochmal die Möglichkeit anders über die Entwicklungen und Beweggründe der Personen nachzudenken. Dadurch bekommt die Geschichte etwas reales und interaktives. Dies ist eine gelungene Mischung aus einer distanzierten Erzählung und einem Selbsterfahrungsbuch.

Insgesamt ist dieses Buch sehr zu empfehlen: ein rundherum unterhaltsames Gleichnis, das sich in einem Schwung lesen lässt und die ein oder andere Erkenntnis über das Leben zu bieten hat.