Der Blick

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
heroemil Avatar

Von

Der 16 Jährige Alex verliert durch einen Autounfall seinen Vater, seine Mutter wird dabei verletzt und er selbst wacht nach acht Wochen aus dem Koma auf.
Zunächst empfindet der Jugendliche unendliche Wut. Er will Moussa Mbaye, einen Farbigen der den Unfall verursacht haben soll, ausfindig machen. Die Suche gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht und so sucht er sich mit Hilfe seines Freundes Teo Unterstützung bei den Black Boys, einer rechtsradikalen Jugendbande, Der etwas einfältige Teo ist jedoch gerade derjenige, der die Verbindung mit der Gruppe herstellt und beide damit in eine verhängnisvolle Situation bringt. Alex` Mutter, die die Veränderung ihres Sohnes wahrnimmt ahnt Schlimmes, ist jedoch mit der Situation total überfordert und nicht in der Lage, ihre Ängste mit Alex zu kommunizieren.
Einzig die Tante und Ester, eine Haushaltshilfe sind diejenigen, die den Zusammenhalt aufrechterhalten und ein halbwegs normales Leben möglich machen.

„Der Geruch von Wut“ ist ein Jugendroman über Verluste, Wut und Ängste Jugendlicher in Ausnahmesituationen. Gabriele Clima hat es hervorragend verstanden, diese Gefühle und die hilflosen Reaktionen der Erwachsenen nachvollziehbar wiederzugeben. Die Geschichte ist so wunderbar erzählt, dass ich anfangs der festen Überzeugung war, auch Mbaye als den Schuldigen anzusehen. Kein anderer könnte dafür infrage kommen.
Erschreckend die Darstellung der bedingungslosen Anwendung von Gewalt gegenüber Fremden. Unterschwellig immer die Spannung, es könnte noch weiter eskalieren.
Es sind die kleinen Momente zwischen Mutter und Sohn, die das ganze Ausmaß der Tragödie deutlich machen.
Verstörend fand ich die Zwiegespräche mit dem toten Vater, der dem Hass seines Sohnes nicht entgegenwirkte. Letztendlich war er immer nur der Leidende, das Opfer.
Nichtsdestotrotz ist es eine sehr gefühlvolle, aber auch spannende Geschichte, bei der es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen.
Das Cover finde ich grandios gelungen. Stilistisch gibt es die zu allem entschlossenen Jugendlichen wieder. Der Schreibstil ist flüssig, die kurzen Kapitel sind übersichtlich angeordnet. Ein Buch, das durchaus auch für Erwachsene lesenswert ist.