Gefühlvoll, vorsichtig und aufklärend

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leseclau Avatar

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Mich hat das Buch von der ersten Seite an fasziniert. Alex hat der Unfalltod seines Vaters völlig aus der Bahn geworfen. Er ist nicht nur körperlich schwer verletzt, auch seine Seele ist es. Und so hat er sich geschworen, denjenigen zu finden, der seiner Meinung nach Schuld am ganzen Unglück ist. Was er tun will, wenn er ihn denn findet, weiß er noch nicht. Er weiß nur, dass er ihn finden muss. Und als seine alleinige Suche keinen Erfolg hat, lässt er sich leichtgläubig mit den Black Boys ein.
Dieser Prozess ist im Buch so nachvollziehbar beschrieben, dass es einem schon Angst macht. Es ist so leicht, Jugendliche auszunutzen, die gerade nicht genau wissen, wo sie hingehören. Plötzlich wird Alex in seiner Wut gesehen und ihm wird Unterstützung zugesichert. Er hat kein wirklich gutes Bauchgefühl dabei, aber er macht mit. Seine Gedanken, seine Zweifel, seine Ohnmacht, all dies hat Gabriele Clima mit eindrucksvollen Worten beschrieben. Es ist nie wertend, sondern die Gefühle und Ängste des Jungen stehen im Vordergrund. Auch die Ängste der Mutter, selbst vom Unfall schwer gezeichnet und gerade wieder ins Leben zurückfindend, sind stark erzählt. Sie weiß, dass etwas nicht stimmt mit ihrem Sohn. Behutsam versucht sie immer wieder, Alex zum Reden zu bringen. Das fand ich sehr beeindruckend. Und Alex ist ebenso von seiner Mutter beeindruckt: “ Mama, die eben einfach Mama war, die nie jemand brechen konnte und die, wenn einzelne Teile aus ihrem Leben doch zerbrachen, diese wieder zusammenklebte“.
Diese schönen, treffenden, klaren Worte sind gepackt in kurze Kapitel. Oft bleiben Seiten halb leer. Dies hat bei mir bewirkt, dass ich über das Gelesene noch mehr nachgedacht habe. Mich hat das Buch nachhaltig bewegt. Ich wünsche mir, dass es viele Jugendliche, aber auch viele Eltern lesen.