Netter Jugendroman

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gaudbretonne Avatar

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Was passiert, wenn man in seinem Leben eine falsche Entscheidung trifft? Und wie kann es passieren, dass ein wohlerzogener und intelligenter Junge in rechtsextreme Kreise gerät? Genau um diese Fragen dreht sich der Jugendroman „Der Geruch von Wut“ von Gabriele Clima.

Alex ist wahnsinnig wütend und weiß nicht, wohin mit seinen Gefühlen. Denn durch einen Autounfall veränderte sich sein ganzes Leben. Sein geliebter Vater ist nun tot und auch seine Mutter leidet sowohl körperlich als auch psychisch. Schuld ist in seinen Augen einzig und allein der Fahrer des anderen Unfallwagens. Dafür soll dieser farbige Mann büßen. Alex setzt alles daran, ihn zu finden, und da scheint die Unterstützung der „Black Boys“, einer rechtsextremen, hohlen Schlägertruppe, gerade richtig zu sein, auch wenn der verunsicherte Protagonist ihre radikalen Ansichten eigentlich nicht teilt. Der Anführer verspricht ihm, dem gesuchten Mann eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Als Gegenleistung muss Alex sich an den aggressiven Aktionen der Gruppe beteiligen. Auch wenn er sich innerlich zusehends von den Inhalten und Handlungen distanziert, gelingt es dem Protagonisten nicht auszusteigen. Die Situation eskaliert….

Clima gelingt es, anschaulich zu zeigen, wie ein Jugendlicher in falsche Kreise gerät und dadurch abrutscht. Wut, Trauer und der Verlust des geliebten Vaters werden nachvollziehbar dargestellt. Hier liegen eindeutig die Stärken des Textes. Leider verharrt der Roman dann jedoch an der Oberfläche. Das manifestiert sich insbesondere an der absolut klischeehaften Darstellung der Mitglieder der „Black Boys“ und der vorhersehbaren Handlung. Selbst wenn die Geschichte ganz am Ende doch noch eine unerwartete, aber ebenso unglaubwürdige Wendung nimmt, entsteht während der Lektüre kaum Spannung. Der extrem konstruiert wirkenden Geschichte fehlt einfach die Authentizität. So bleibt es leider ein „netter“ Jugendroman, den man allerdings nicht unbedingt gelesen haben muss.