Nur ein anderer Zustand der Dinge

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
constanze_pachner Avatar

Von

Der Roman 'Der Geruch von Wut'- übersetzt von #barbaraneeb und #katharinaschmidt - erzählt Alex Weg auf der Wutstraße am Rande des verunreinigten Flusses - geblendet vom Licht, sich der windigen Luft gegen stemmend auf der Suche nach einem Ventil. Die Dinge sind für Alex und seine Mutter nach dem Autounfall, bei dem sein Vater ums Leben kam, in einem anderen Zustand. Im Wirrwarr seiner Gedanken lokalisiert er den Fahrer des anderen Wagens als den Schuldigen. Um seine eingeschweißte Wut entladen zu können, schmeißt er sich den "Black Boys" an den Hals und es beginnt eine gewollte, eisig glatte Schlittenfahrt in den Abgrund.

@gabriele_clima kann es einfach - diese gewinnbringenden, zum Nachdenken anregenden, unter die Haut gehenden Jugendromane für Jung und Alt zu schreiben.
Er schafft hier Dreierlei:
Erstens deckt er die Ader der rassistisch ideologischen Lügenmechanismen auf: Wie rekrutiert man Menschen mit Märchengeschichten?:

"Verpass den Leuten Doping, Alex, mach sie wütend, bring sie auf hundertachtzig. Und dann gibst du ihnen einen Grund wütend zu sein." 99/100

Zweitens transportiert er die klare Botschaft, dass die Verbreitung von rassistischem Gedankengut ganz klar ein Dealen mit toxischen Substanzen ist.
Drittens reinigt er einfühlsam mit dramaturgischer Raffinesse die Wutstraße, die zum Ende im Glanz darin erstrahlt, dass Dinge einfach so geschehen, dass Zustände sich so oft ungefragt einfach nur um einen Zentimeter verschieben.

Die facettenreich unbekannte Verwurzelung der Charaktere sowie die in den Glassplittern schlummernden Tatsachen erzeugen Spannung und kitzeln mit Fingerspitzengefühl an der Empathiefähigkeit des Lesers. Alex Mutter hat so recht mit ihrer Botschaft, dass es nicht darauf ankommt, ob man helfen kann oder nicht, sondern einfach da zu sein, beizustehen in Abschnitten, die in ihrer Konsequenz nicht alleine zu überwinden sind.