Potenzial verschenkt

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lesefreund39 Avatar

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In diesem nur knapp 200 Seiten umfassenden Büchlein werden mehrere wichtige Themen geschildert. Zum einen die Frage nach Wut, Trauer und schmerzhaften Verlusten, zum anderen aber auch die Thematik der Fremdenfeindlichkeit und dem Abrutschen in zwielichtige Gruppierungen. Leider werden diese Themen in meinen Augen nur sehr oberflächlich und nicht restlos überzeugend behandelt. Der 16-jährige Protagonist und die anderen handelnden Personen werden für meinen Geschmack nicht umfassend und vertieft beschrieben, sondern eher klischeehaft gezeichnet. Der Anführer der rechtsradikalen Gruppe ist ein tätowierter Rattenfänger, dem alle bedingungslos folgen, Scar ist ein brutaler Soziopath und Teo ein einfältiger Mitläufer. Auch einige Aspekte an der Geschichte und wie sich alles entwickelt hat, wirkt teils arg konstruiert und wenig durchdacht. Beispielsweise wird der Protagonist ohne Weiteres mal eben in eine rechtsradikale Gruppe eingeführt, die PoC auf offener Straße verprügeln. Besonders die Auflösung am Ende ist selten dämlich. Ups sorry, ich hab da wohl vergessen etwas zu erwähnen, was mit dem Unfall und dessen Entstehung zusammenhängt, das ist dann wohl der Grund, warum es dazu gekommen ist, dass du so geworden bist, wie du jetzt bist, aber eigentlich bist du ja ganz anders.
Den Jugendlichen wird hier intellektuell nicht viel zugetraut. Auf der einen Seite werden teils brutale Gewaltszenen geschildert, auf der anderen Seite wird vieles sehr vereinfacht und absolut unrealistisch dargestellt.

Insgesamt ein Buch, das man nicht zwingend gelesen haben muss, da es einfach an Authentizität und einer genaueren und in die Tiefe gehenden Schilderung der Ereignisse fehlt.