Verlust und Hoffnung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
helen_wlm Avatar

Von

Der Roman „Der Geruch von Wut“ von dem Autor Gabriele Clima, erschien im Juli 2022 im Carl Hanser Verlag, umfasst 192 Seiten und kostet als Taschenbuch 17,00€.

Thematisiert wird der 16-jährige Alex.
Alex ist wütend. Seit dem Autounfall, bei dem sein Vater ums Leben gekommen ist, ist nichts mehr wie früher. Schuld an allem ist der Fahrer des anderen Wagens, das steht für Alex fest. Er setzt es sich zum Ziel, den Mann zu finden und zu bestrafen. Unterstützung erhofft er sich von den „Black Boys“. Dass die rechtsradikale Ansichten vertreten, nimmt er in Kauf. Im Gegenzug muss er sich an den gewalttätigen Aktionen der Gruppe beteiligen. Zusehends verliert Alex die Kontrolle über die Situation und erkennt: Den wahren Rückhalt findet er zu Hause, wo seine Mutter und Tante immer für ihn da sind – ganz gleich, was passiert.

Meinung:

Die Stärken des Romans sehe ich einerseits darin, dass er genaue Eindrücke in den Bewältigungsprozess verschiedener Personen gibt, aber auch sehr eindringlich die Hürden aufzeigt, welche mit einem schweren Schicksalsschlag und besonders dem Verlust eines geliebten Menschen einhergehen.
Der Roman greift die Themen Verlust, Wut und den Wunsch nach Rache auf und zeigt wie verhängnisvoll falsche Entscheidungen sein können.
Gleichzeitig lehrt er aber auch der Zukunft hoffnungsvoller entgegen zu schauen und Vergebung für sich selbst und andere zu finden.
Auch wenn der Schreibstil sehr distanziert wirkt, schafft der Autor es, die Wut und Verzweiflung von Alex, aber auch dessen Familie gut rüberzubringen.
Man begleitet Alex auf seinem Weg der Bewältigung und kann sich in vielen Situationen gut in ihn hineinversetzen.
Nichtsdestotrotz war mir der Roman an manchen Stellen nicht tiefgründig genug und ich glaube ein paar Seiten mehr hätten nicht geschadet. So kamen mir einige Handlungen etwas zu plötzlich und ich hätte es besser gefunden, wenn man diese etwas langsamer eingeführt hätte, um die Entscheidungen gewisser Personen so auch für den Leser nachvollziehbarer zu machen.

Alles in Allem aber ein sehr „eindrücklicher Roman über falsche Entscheidungen, ihre Konsequenzen und die Hoffnung auf einen Neuanfang.“