Wertvolles Jugendbuch

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mangomarina Avatar

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TW: Rassistische Gewalt

Der Geruch von Wut ist ein spannender Jugendroman, mit wenigen Schwächen. Er macht dabei ein wichtiges Thema auf und lässt sich gut lesen.

Alex ist ein eher durchschnittlicher Jugendlicher in Italien. Zumindest bis zu dem Tag, an dem sein Vater stirbt. Der Tag, an dem Alex mit seinen Eltern im Auto sitzt, sie lachen und genießen die Zeit zusammen. Der LKW kommt schnell um die Ecke und löscht ein Leben aus.
Alex wacht nach knapp zwei Monaten im Krankenhaus auf. Körperlich gehts ihm schnell wieder besser, innerlich brodelt es. Seine Mutter tut alles, um ihn zu unterstützen, hat aber auch mit der eigenen Trauer zu kämpfen. Die Narbe, die sie seit dem Unfall im Gesicht trägt und all die Veränderungen befeuern seine Verzweiflung.
Diese Verzweiflung verwandelt sich immer mehr in Wut. Aggressive, gefährliche Wut, die rationales Denken verhindert. Diese Wut gilt jetzt ausschließlich Moussa Mbaye. Alex gibt dem LKW Fahrer die Schuld am Tod seines Vaters und will Rache.

“Es war das erste Mal, dass ich einen Menschen wirklich hasste. Und es wunderte mich, dass hassen so einfach war. Man brauchte dafür nichts zu wissen”

Alex wandelt jedes Gefühl in Hass um und versucht, den anderen Fahrer zu finden. Erfolglos. Aufgeben ist aber keine Option und so gerät er an die ‚Black boys‘. Eine Gruppe, die gern bereit ist, ihm zu helfen, wenn er ihnen dafür ein wenig unter die Arme greift. Gefangen in seinen Emotionen lässt er sich darauf ein und merkt schnell, was hinter der rechtsradikalen Gruppe steckt.

“Niemand sagt dir das. Was du tun sollst, wie du etwas akzeptieren kannst, von dem du weißt, dass es nicht hätte passieren müssen. Ich hatte einen Weg gefunden, aber ich war mir nicht sicher, ob es der richtige war.”

Ihr merkt schon, die Story gibt einiges her und ist nicht keine leichte Kost. Gewaltdarstellungen und innere Kämpfe auf fast jeder Seite und trotzdem kommt immer wieder eine gewisse Tiefe durch. Klar, wir haben hier ein Jugendbuch, da darf es auch mal ein wenig seichter sein. Ich finde nur, dass an einigen Stellen zu sehr an der Oberfläche kratzt und sich zu vieler Klischees bedient.
Trotzdem hat es mir ganz gut gefallen, was bei der Thematik immer komisch klingt. Obwohl der Schreibstil etwas emotionslos ist, hat mich die Geschichte tief berührt. Alex Gefühle waren durchgängig spürbar und es war tatsächlich fast nachvollziehbar, warum er diesen Weg einschlägt. Der Autor hat es hier echt geschafft, die Realität des Jugendlichen einzufangen und lebensnah zu erzählen.
Der Geruch von Wut bietet eine Geschichte voller Leid und Verlust, die überall genauso stattfinden könnte und dadurch verdammt wertvoll ist. Es lohnt sich auf jeden Fall, die paar Seiten zu lesen, es wird bei mir noch etwas nachwirken.