Düster, melancholisch und dennoch zauberhaft!

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lia48 Avatar

Von

“Ich kann die Möwen nicht verlassen, die Reiher, die Hütte. Die Marsch ist die einzige Familie, die ich hab.“

INHALT:
North Carolina, 1952: Kya ist 6 Jahre alt, als sie erst von der Mutter und daraufhin auch von ihren vier Geschwistern verlassen wird. Ihr gewalttätiger Vater ist entweder am Schweigen, oder er brüllt. Sein einziges Geld gibt er überwiegend für Alkohol aus. Da bleibt nur wenig für Essen übrig, welches Kya für sie besorgt. Sie muss sich selbst kochen beibringen und lernen zu überleben. Denn der Vater lässt sich oftmals tagelang nicht blicken, bis er schließlich ganz aus ihrem Leben verschwindet. So lebt sie von nun an allein in ärmlichen Verhältnissen in ihrer abgelegenen Hütte im Marschland, während sie von anderen Menschen als "Sumpfgesindel" ausgeschlossen und gemieden wird. Bis sie in ihrer Einsamkeit zwei Männern näher kommt und es anschließend bereut...

Jahre später entdecken zwei Jungen die Leiche von Chase Andrews im Marschland. Und es dauert nicht lange, bis die Bewohner von Barkley Cove das "Marschmädchen" verdächtigen...


MEINUNG:
Zugegebenermaßen bin ich bei Büchern, die plötzlich bei allen Buch-Bloggern gleichzeitig aus dem Boden sprießen, immer recht skeptisch. Oftmals erwarte ich von diesen Geschichten dann relativ viel.
So hatte ich auch am Anfang von "Der Gesang der Flusskrebse" kurz meine Zweifel. Für einen Augenblick musste ich mich erst einmal an die vielen Naturbeschreibungen sowie an manche Sätze mit leichter Umgangssprache, gewöhnen. Doch schon nach wenigen Seiten lernte ich die malerische & sehr atmosphärische Erzählweise der Autorin, zu schätzen. Dadurch hat sie es geschafft, dass die Geschichte vor meinen Augen regelrecht lebendig wurde.
Auch die Gedichte, die immer wieder mit den Kapiteln verwoben sind, passen gut dazu und versprühen einen ganz eigenen Charme.

Die Handlung entwickelt sich eher langsam und findet auf zwei Zeitebenen (ab 1952 & ab 1969) statt, welche gegen Ende fließend ineinander übergehen. Dabei spielen die Kriminalermittlungen mehr die Nebenrolle. Der Fokus liegt auf Kya, die fernab von der Zivilisation, allein und auf sich gestellt, im Marschland heranwächst. Besonders ihre Liebe und Nähe zur Natur, mit all den Tieren und Pflanzen, kommt dabei besonders gut zur Geltung. Ich fand es spannend, sie auf ihrem Lebensweg zu begleiten.
Die Geschichte ist insgesamt etwas düster & melancholisch, was ich aber ziemlich gerne mag. Gleichzeitig lädt sie jedoch zum Träumen ein und verzauberte mich immer wieder erneut beim Lesen. Eine tolle Kombination!

FAZIT: Eine düstere, melancholische und äußerst atmosphärische Geschichte, die gleichzeitig zum Träumen einlädt und den Leser regelrecht verzaubert! 4,5/5 Sterne!