Ein Gesamtkunstwerk!

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happymountain Avatar

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Ein gefühlvoller Roman über das Erwachsen werden und die Schönheit der Natur. Ein Mordfall, dessen Aufklärung eine ganze Stadt in Ausnahmezustand versetzt. Ein Mädchen, das unschuldig von Dorfbewohnern vorverurteilt wird. Eine Frau, die die Einsamkeit verändert. „Der Gesang der Flusskrebse“ ist einfach anders und „anders“ gefällt mir. Aber lest selbst:

Inhalt:

Die Handlung des Romans spielt vorwiegend in den 50er und 60er Jahren im Marschland North Carolinas und im dort gelegenen Küstenstädtchen Barkley Cove. Die Geschichte wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt. Im ersten Handlungsstrang lernen die Leser die kleine sechsjährige Kya und ihre Familie kennen. Wobei sich die Familie gleich zu Beginn auflöst. Ein Familienmitglied nach dem Nächsten verlässt das Marschland, verlässt Kya. Sie lernt dadurch sehr früh die Einsamkeit, aber auch die Schönheit der Natur kennen. Kya kennt jede Muschel, Möwe, Bucht und Sandbank. Obwohl sie so jung an Jahren ist, schlägt sie sich fortan selbst durch, bringt sich fischen bei, sammelt Muscheln, baut Gemüse an, lernt kochen. Der zweite Erzählstrang befasst sich mit einem Mordfall. Ein Mord, der durch Kya, „das Marschmädchen“, begangen worden soll. Die Indizien sprechen gegen sie. Es kommt zur Festnahme und zur Gerichtsverhandlung. Hin und wieder gibt es Zeitsprünge zwischen dem aktuellen Verbrechen und Kyas Vergangenheit. Diese Zeitsprünge sind nicht zu häufig, verleihen dem Buch aber eine gewisse Spannung, da sie immer mehr aufeinander zulaufen. Im ersten Teil des Hörbuchs überwiegt jedoch der Teil der Kindheit, im zweiten Teil dann die Aufklärung des Verbrechens.

Meinung:

Der Überlebenskampf des kleinen Mädchens und ihre unschuldige Sicht auf die Dinge führten dazu, dass ich sie sehr schnell ins Herz geschlossen habe. Sie tat mir unendlich leid und ich wünschte mir die ganze Zeit über, dass Kya die Einsamkeit abstreifen könnte. Dass jemand kommt und ihr jemand dabei hilft erwachsen zu werden. Obwohl sie sich so tapfer und unerschrocken gibt, so spürt man doch ihre Verzweiflung, die die Isolation mit sich brachte.

Aber nicht nur die Hauptfigur wurde von der Autorin liebevoll ausgestaltet und gezeichnet. Es gibt einige wunderbar dargestellte Personen, die mir während der Geschichte ans Herz wuchsen. Ganz besonders mochte ich zum Beispiel Jumpin und seine Frau. Die beiden sind schwarz und haben es dadurch zu der Zeit in North Carolina auch nicht leicht und trotzdem unterstützen sie Kya durch Kleinigkeiten. Toll fand ich dabei auch, wie die Sprecherin des Hörbuchs Jumpin Leben (und einen ganz eigenen Stil) eingehaucht hat.

Ganz besonders die Verhandlung und Kyas Leben danach haben es mir noch einmal richtig angetan. Ich fand es großartig wie Delia Owens das Ende gefunden hat. Mir stiegen vorallem auf den letzten Seiten einige Male die Tränen und die Augen und ich musste weinen. Vielleicht finden es einige zu romantisch oder kitschig wie sich Kya entwickelt hat, aber ich fand es einfach grandios. Ich war überrascht und doch glücklich mit dem Ende.

Fazit:

Nachdem ich das Hörbuch beendet hatte, habe ich noch oft an diese Geschichte gedacht. Das Buch enthält so viele Botschaften, die es sanft und zwischen den Zeilen übermittelt. Diese Botschaften hallen immer noch in mir nach und regen mich zum Nachdenken an. Besonders faszinierend finde ich dabei, wie geschickt hier so viele Themen und Genre verwoben worden ohne den roten Faden zu verlieren, ohne sich zu sehr in Details zu verlieren und trotzdem so detailverliebt zu schreiben. (Ja, das klingt widersprüchlich. Ist es aber in diesem Roman nicht.) Es gibt präzise Naturschilderungen, einen Kriminalfall, eine Geschichte übers Erwachsenwerden, eine Liebesgeschichte, Dramatik, Spannung,… und all das kam mir zu keinem Zeitpunkt unecht oder übertrieben vor.

Der Sprecherin Luise Helm ist es dabei fantastisch gelungen all diese Facetten des Buchs authentisch wiederzugeben und die Atmosphäre dieses Buchs stimmlich einzufangen.

Ein toller Roman!