Kya, das Marschmädchen

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petris Avatar

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Und schon wieder eine positive Überraschung. Der Gesang der Flusskrebse hatte mich weder vom Titel noch vom Klappentext her angesprochen, lediglich das Cover fand ich total schön. Aber das alleine reicht nicht, um mich zu überzeugen. Also vergaß ich es schnell wieder. Zu viele andere Neuerscheinungen 2019 wollten gelesen werden und hatten mich wesentlich mehr angezogen.

Doch dann kam eine positive Besprechung nach der anderen, eine liebe Bücherfreundin, mit der ich oft Meinungen und Romane tausche, war völlig begeistert und meinte, es wäre ein „must read“, von ihr durfte ich mir das Buch auch ausborgen. Und ja, es ist tatsächlich ein großartiger Roman.

Kya, Catherine Danielle Clark, wächst in den Marschen North Carolinas auf mit Geschwistern und einer liebevollen Mutter, der Vater ist ein Blender und Alkoholiker und misshandelt immer wieder seine Familie. Irgendwann hält es die Mutter nicht mehr aus, sie geht und nach ihr alle älteren Geschwister. Kya bleibt alleine, einsam und verängstigt mit ihrem Vater zurück.

Der zweite Handlungsstrang spielt ca. 15 Jahre später, in derselben Region. Chase Andrewas stirbt, der beliebte Quarterback liegt im Sumpf, es gibt zwar keine Spuren, doch die Umstände sind mysteriös, wahrscheinlich wurde er ermordet. Kya, das Marschmädchen gerät in Verdacht.

Wunderbar fügen sich diese beiden Handlungsstränge zusammen. Wir erleben Kyas Einsamkeit, immer wieder wird sie diskriminiert, verlassen, von ihrer Familie enttäuscht, von ihrer ersten Liebe verraten. Doch immer wieder finden sich auch Menschen, die es gut mit ihr meinen und sie unterstützen. Zur Schule ist sie nie gegangen. Aber ihr Freund Tate bringt ihr Lesen bei. Und ab da liest sie alles, was sie zur Biologie der Marschen findet, aber auch Gedichte begeistern sie. Ihr Leben verdient sie sich mit der Suche und dem Verkauf von Muscheln, auf ihren Streifzügen erforscht und dokumentiert sie das Leben in den Marschen.

Wir dürfen dieses wissbegierige, scheue und wilde Marschmädchen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden begleiten. Wir sind traurig, wenn sie wieder verlassen wird, wir freuen uns, wie sie ihren Alltag meistert und bewundern die Großzügigkeit der wenigen, die sie unterstützen. Doch dann kommt es zum Prozess. Ihr Anwalt setzt alles daran, ihre Unschuld zu beweisen. Wird es ihm gelingen?

Das Buch zieht den*die Leser*in von Seite zu Seite immer mehr in seinen Bann, bis man am Ende, traurig, dass die letzte Seite gelesen ist, froh, diese Geschichte miterlebt zu haben, den Roman zuklappt. Und ihn unbedingt allen weiterempfehlen möchte!