Meisterhaft: Unbedingt lesen!

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thirteentwoseven Avatar

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Mit dem "Gesang der Flusskrebse" ist Delia Owens ein Meisterstück geglückt, was lange seines Gleichen suchen wird. Wenn es 10 Sterne geben würde, würde ich 10 Sterne geben. So etwas Berührendes, Spannendes, Lehrreiches und gut Durchdachtes habe ich schon lange nicht mehr gelesen, wenn überhaupt.

Die Geschichte von Kya, dem Marschmädchen, ist Robinsonade, Südstaatendrama a la Huckleberry Finn, Natur-, Liebes-, Kriminal- und Gerichtsdrama in einem und in allem gut!
Die Geschichte: Die kleine Kya wird in einer brüchigen Hütte mitten im unwirtlichen Marschland North Carolinas alleine zurückgelassen. Die Mutter und Geschwister fliehen vor dem trinkenden und gewaltsamen Vater. Der Vater verschwindet kurz darauf. Das Verschwinden ihrer Familie hinterlässt tiefe Spuren in Kya. Sie zieht sich in sich zurück und verliert das (Ur)vertrauen in die Menschen. Ihre Freunde findet sie in der Natur der Marschlandschaft. Wind, Wetter, Wellen, Gezeiten bestimmen ihren Lebensrhythmus. Die Möwen, Vögel, Muscheln und Meerestiere sind ihre Begleiter. Auch spätere Begegnungen mit Menschen als Teenager und junge Frau hinterlassen tiefe Verletzungen. Tate, der erste Freund ihres Lebens, der ihr Lesen und Schreiben beibringt, verlässt sie. Chase, von dem sich Kya sexuell angezogen fühlt, hintergeht und belügt sie. Kya zieht sich immer mehr in die Natur zurück, sucht, zeichnet und beobachtet das Leben um sich. Sie wird Expertin für das Marschland. Doch für die meisten Bewohner des kleinen Küstenstädtchen Barkley Cove ist sie eine verlotterte, ungebildete und verachtenswerte Außenseiterin. Ein Mensch zweiter Klasse wie die Farbigen. Als Chase eines Tages tot aufgefunden wird, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Kya wird des Mordes angeklagt....

Was wirklich am Feuerwachturm passierte und wie Chase ums Leben kam, bleibt bis kurz vor Ende des Buches offen. Ein Tod in der Natur, nach den Naturgesetzen, vor einer sprachlich wunderbar beschriebenen Naturkulisse. Delia Owens gelingt ein meisterhaftes, zu tiefst bewegendes und spannendes Verwirrspiel. Dahinter die Frage: Was ist der Mensch? Steht er über der Natur? Kann er sich über sie erheben?

Fazit: Ein 10 Sternebuch, wenn es 10 Sterne gäbe.