sehr berührend

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In "Der Gesang der Flusskrebse" begleiten wir Kya, die von allen nur das Marschmädchen genannt wird. Sie lebt ganz alleine in der Marsch nach und nach verlassen von ihren Familienmitgliedern. Die Menschen aus der Stadt meiden sie oder lachen sie sogar aus, so dass sie sich immer mehr zurück zieht und nur wenig Kontakt zur Außenwelt hat. Dieser Kontakt ist v.a. geprägt durch zwei jungen Männern denen sie ihr Herz schenkt und einen älteren Mann der sich ihrer annimmt.

Delia Owens hat einen unglaublich berührenden und gleichzeitig sehr spannenden Schreibstil. Bis zum Schluss wusste ich nicht, was mich erwartet und was wirklich passiert ist. Der Roman springt zwischen den Ermittlungen der Polizei in der Gegenwart und dem Aufwachsen von Kya über die Jahre. Wir begleiten Sie auf ihrem Weg und als Leser eröffnet sich nur langsam ein Bild. Bruchstückhaft aber dennoch chronologisch werden die Puzzleteile zusammengefügt und man beginnt hinter die Kulissen zu schauen. Die Figuren fand ich alle sehr authentisch und oft war mir lange nicht klar, was ich von manchen halten sollte.

Kya ist eine unglaubliche Protagonistin. Sie findet sich zurecht in ihrer Einsamkeit und dem Alleinsein. Oft wurde sie enttäuscht vo den Menschen, die in ihr Leben traten und doch keimt immer wieder Hoffnung in ihr auf und sie "Verschenkte ein weiteres Stück von ihr selbst, nur, um jemand anderen in ihrer Nähe zu haben." Kya hat mich unglaublich berührt, traurig zurückgelassen und doch gleichzeitig mit Hoffnung erfüllt. Sie lebt ihr Leben und lässt sich niemals unterkriegen, sie kommt immer wieder auf die Füße und findet einen Weg mit Enttäuschung und Schmerz umzugehen. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles gut wird und dass sie nicht alleine bleiben muss. Die Einsamkeit und das Verlorensein die Kya immer wieder einholen sind sehr eindrücklich und gefühlvoll geschildert.

Ihre Mutter sagte immer "Geh soweit du kannst - bis dahin, wo die Flusskrebse singen." Das hat Kya getan und damit eine Welt entdeckt, in der sie sich mehr zu Hause fühlt als sie es unter Menschen jemals tun wird. Diese Welt beschreibt Owens so wunderbar detailreich und mit den Augen von Kya, die sich über jede Entdeckung freut und ihr ganzes Wesen darauf ausrichtet. Sie fühlt sich zu Hause und bezeichnet die Marsch als eine Freundin bei der sie geborgen ist. Diese Geborgenheit hat mich sehr gefreut, auch wenn sie im Kontrast zu der immer wieder geschilderten Einsamkeit steht. In der Marsch hat Kya einen Zufluchtsort gefunden, ja sogar eine Art Freundin, die ihre Tränen trocknet und ihre Wunden heilt.

Delia Owens hat mit "Der Gesang der Flusskrebse" ein unglaublich tolles Buch geschaffen, dass kein Krimi aber auch kein Roman ist, sondern eine berührende Mischung aus allem.