Volle Sätze

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r.e.r. Avatar

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„Das ist es nicht allein. Kya flüsterte beinahe. Ich habe nicht gedacht, dass Wörter so viel meinen können. Ich habe nicht gewusst, dass ein Satz so voll sein kann“. Es sind tatsächlich Sätze voller Gehalt und Worte mit tiefer Bedeutung, die Delia Owens findet um das Leben von Kya zu erzählen. Die Geschichte beginnt im Sommer 1952 als die Mutter des Mädchens die Familie verlässt. Drei Geschwister waren schon vorher vor dem trinkenden und prügelnden Vater geflohen. Kurz nach der Mutter geht auch noch der letzte verbliebene Bruder. Die siebenjährige bleibt allein mit dem Vater, bis auch dieser nicht mehr nach Hause kommt.

Das Kind, völlig auf sich gestellt, findet einen Weg zu Recht zu kommen: „Immer hatte sie die Kraft und Beherztheit gefunden, die sie brauchte, um sich durchzuschlagen, den nächsten Schritt zu tun, ganz gleich wie zitterig der auch war.“ Sie lernt mit dem Boot des Vaters umzugehen. Sammelt Muscheln aus dem Schlamm um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Einen einzigen Tag lang geht sie zur Schule, wird ausgelacht und verhöhnt und beschließt nie mehr dorthin zu gehen. Versteckt sich vor den Behörden und versucht auch die Menschen zu meiden, wo es nur geht.

Kya wächst allein in der wildromantischen Einsamkeit der Marschlandschaft North-Carolinas auf. Zwei junge Männer kreuzen ihren weg, erobern das Herz der scheuen Schönheit und brechen es. Einer der beiden bezahlt mit dem Leben dafür. Es könnte ein Unfall gewesen sein. Der Sheriff wittert jedoch ein Verbrechen. War es Mord? Und falls ja, war es das Mädchen aus der Marsch?

Delia Owens „Der Gesang der Flusskrebse“ erfüllt alle Kriterien eines spannendes Krimis. Und ist doch so unendlich viel mehr. Liebevoll und poetisch setzt die Autorin der einzigartigen Flora und Fauna der Marschlandschaft ein Denkmal. Wasser und Land, Himmel und Erde, Pflanzen und Tiere. Alles hat im Leben des „Mädchens aus der Marsch“ seinen Sinn. Sie lebt in und mit der Natur: „Die Natur hatte sie genährt, gelehrt und beschützt, als niemand sonst das tun wollte.“ Und durch die Augen dieser genauen Beobachterin, wird auch der eigene Blick geschärft, die Wunder der Natur wieder zu sehen.