Wunderschöner Roman über die Natur, die Einsamkeit und den Überlebenswillen

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corsicana Avatar

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Kya wächst unter sehr ärmlichen Verhältnissen im Marschland von North Carolina auf. Der Vater trinkt und ist gewalttätig, die älteren Geschwister verlassen - sobald erwachsen genug - fluchtartig das Haus. Als auch der jüngste Bruder und die Mutter gehen, bleibt Kya alleine mit dem Vater zurück. Da ist sie gerade einmal 7 Jahre alt und muss mit dem wenigen Geld auskommen, dass der Vater ihr für den Haushalt gibt. Dafür muss sie einkaufen und den gesamten Haushalt erledigen. Und irgendwann wird der Vater auch verschwinden - und noch als Kind muss Kya ums Überleben kämpfen. Unterstützung ist nicht zu erwarten - für die Bewohner der nächsten Kleinstadt sind alle Bewohner des Marschlandes Weißes Pack, man verachtet sie und verhöhnt sie. Und als Kya von der Behörde zum Schulbesuch gezwungen wird, hält sie es dort nur einen Tag lang aus - zu sehr schmerzt das höhnische Gelächter der anderen Schüler wegen ihres Benehmens und wegen der mangelnden Bildung.

Und so wird Kya eine Außenseiterin werden. Ohne Schulbildung - aber doch überdurchschnittlich gebildet in Bezug auf Flora und Fauna. Mit feinen Antennen für die Natur. Kya wird überleben, mit Hilfe der Natur. Mit Hilfe von Muscheln suchen, Fischen fangen, Gärten anlegen. Und mit der Hilfe von anderen Außenseitern, wie dem Schwarzen Jumpin und seiner Frau Mabel. Und mit Hilfe eines Jungen aus der Stadt, der sich mit Kya anfreundet.

Diese Geschichte geht ans Herz. Und ist doch frei von Kitsch geschrieben. Dafür mit wunderbaren Worten für die Schönheit der Natur. Mit feinen Beobachtungen der Natur, von der Kya fürs Leben lernt.

Die Geschichte ist auch sehr geschickt aufgebaut. Es gibt nämlich zwei Zeitstränge, in denen erzählt wird und die sich immer weiter annähern. Es beginnt mit einen Mord Ende der 60er Jahre. Für den Kya als Täterin unter Verdacht gerät. Und danach kommt direkt der zweite Erzählstrang, der Anfang der 50er Jahre beginnt, als Kya von ihrer Familie verlassen wird.

Es bleibt also spannend. Bis zum Schluss.

Dazwischen entwickelt sich eine schöne Geschichte über das Leben im Einklang mit der Natur. Aber auch eine Geschichte über die Grausamkeit der Natur. Über die Einsamkeit eines Menschen, der alleine in der Natur überleben muss. Und von der Gesellschaft ausgegrenzt wird. Und der nur ganz selten das Gefühl von Zuneigung, Liebe und Zusammengehörigkeit erfahren darf. Und davon fürs Leben geprägt wird.

Dieses Buch ist sicherlich eines meiner Lese-Highlights dieses Jahr.