wundervoll traurig

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brauchnix Avatar

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Dieses Buch ist eine homogene Einheit, wie ich sie lange schon nicht mehr hatte. Beginnend bei einem aussagekräftigen, perfekt auf die Handlung und den Ort des Geschehens abgestimmt, in einer Klarheit und Präsenz, die nicht nur zum Setting passt sondern auch das Innenleben seiner Hauptdarstellerin fast schon selbstredend erklärt und beschreibt.

Dazu ein Titel, der auch in der deutschen Übersetzung liebevoll aus dem Englischen übernommen wurde. Er setzt Bilder frei und auch Töne, die bereits im Leser schwingen, bevor er die erste Seite aufschlägt und hineingezogen wird ins Marschland North Carlinas. Die Autorin gibt dem Sumpf eine Farbe, einen Geschmack, einen Geruch. Sie zieht uns hinein ins modrige Dunkel, ins ewig Feuchte und auch hinein in die Einsamkeit eines kleinen Mädchens, welches verlassen von Mutter und Geschwistern, ungeliebt vom saufenden Vater, aus der Gesellschaft verschwindet und eins wird mit der Natur, den Salzwiesen und Sandbänken.

Eigentlich ist es die Geschichte über dieses Mädchen, über ihr Erwachsenwerden, die Entwicklung einer verlorenen Seele, die sich immer mehr zurückzieht und als schließlich zwei junge Männer in ihr kleines Universum eindringen, scheinbar die Orientierung verliert und mit dem Wunsch, auszubrechen und die fremde Welt der anderen Menschen zu entdecken fast zerbricht.

Der Tote, der am Anfang des Buches schon erwähnt wird, und der irgendwann eine wichtige Rolle spielen wird, ist das Spannungselement, welches von außen kommt. Aber er ist nicht das Zentrum der Geschichte und das Buch lebt nicht vom Suspense sondern von den melancholischen Tönen und den einfühlsamen Beschreibungen der Natur.

Wundervoll traurig.