Aufwachsen ohne Träume

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buecherfan.wit Avatar

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In “Der Geschmack der Sehnsucht” erzählt Kim Thúy die Geschichte einer jungen Frau, deren Fragen weitgehend unbeantwortet bleiben und die sie deshalb gar nicht erst zu stellen wagt. (S. 34). Die Ich-Erzählerin ist das Kind einer ledigen Mutter, wird von einer Nonne aufgenommen und an eine Lehrerin weitergegeben, die sie Mama nennt. Dort findet sie ein liebevolles Zuhause. Als junge Erwachsene arrangiert eine Heiratsvermittlerin eine Ehe mit einem Vietnamesen, der seit vielen Jahren in Montréal lebt und dort ein Restaurant betreibt. Erzählt wird auf diesen ersten Seiten auch die Geschichte von Mama. Nach dem Tod der Mutter litt sie viele Jahre unter ihrer Stiefmutter und den Schikanen der neuen Geschwister. In den Wirren des Krieges geriet sie in die Hände einer Widerstandsgruppe. Dort lebte sie fünf Jahre und dem Namen Nhân (Geduld). Ihren Vater sah sie nur noch einmal aus der Ferne, ohne sich ihm nähern zu dürfen.

Der Ich-Erzählerin bleiben im Exil nur die Erinnerungen an ihre vietnamesische Heimat, die speziellen Gerichte mit typischen Zutaten und die Gedichte, die sie noch auswendig weiß. Die Erzählung wirkt schon auf den ersten Seiten sehr authentisch, vor allem wegen der zahlreichen eingestreuten Begriffe  und Gedichte in vietnamesischer Sprache. Diie Sprache ist zum Teil sehr poetisch. Die Leseprobe hat mein Interesse an Mâns ungewöhnlicher Geschichte geweckt.