Atmosphärischer Thriller

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throughmistymarches Avatar

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Ein starkes Cover, viel Lob und sogar eine Empfehlung von Obama – meine Erwartungen an „Der Gott des Waldes“ waren hoch. Darum geht’s: Im Jahr 1975 verschwindet die 13jährige Barbara Van Laar während eines Sommercamps. Ihrer sehr reichen Familie gehören das Camp und das Naturreservat, in dem es liegt. Besonders brisant: 14 Jahre zuvor verschwand bereits Barbaras Bruder Bear unter mysteriösen Umständen. Während die Suchaktion ihren Lauf nimmt, spielt die Geschichte mit Gerüchten und Geheimnissen innerhalb der Familie, aber auch der Angestellten des Camps sowie der Menschen aus der Umgebung. War das Verschwinden von Barbara ein Zufall oder steckt mehr dahinter?

Der Roman ist spannend und flüssig zu lesen, ein echter Pageturner. Doch nach ein paar Wochen fällt es mir schwer, mich an einzelne Details zu erinnern. Persönlich fand ich die vielen Perspektivwechsel nicht so ideal gewählt. Eine, maximal zwei Perspektiven oder gar ein auktorialer Erzähler, der häppchenweise Informationen an die Leser:innen weitergibt, hätten den Roman glaube ich gut tun können. Dadurch hätten evtl. auch einzelne Figuren mehr Eindruck hinterlassen können, denn obwohl keine davon flach oder stereotypisch war, blieb immer eine gewisse Distanz zu ihnen. Durch mehr Tiefe und eine größere Bindung hätte ich vll. stärker mitgefiebert, was einem Thriller grundsätzlich nicht schadet.

Hervorragend gewählt ist allerdings das Setting. Die 70er Jahre und die fehlende moderne Technologie verstärkt die Dramatik der Vermisstenfälle enorm. Und natürlich ist auch das Feriencamp mitten im Naturreservat eine wunderbare Location, die Liz Moore super in Szene setzt und in die beiden Fälle einbaut. Ich habe gelesen, dass der Roman als Mini-Serie adaptiert werden soll und kann mir die Orte, die Gebäude, die Klamotten wirklich richtig gut vorstellen.

Es sind auch zahlreiche gesellschaftliche Themen wie soziale Ungleichheit und Feminismus sind präsent, könnten aber noch besser wirken, wenn, wie erwähnt, weniger Figuren im Fokus stünden.

"Der Gott des Waldes": Ein richtig guter, atmosphärischer Thriller, der wunderbar unterhält, während der Lektüre zum Nachdenken anreget, aber zumindest bei mir keine nachhaltige Erinnerung hinterlässt.