Ein kleines Juwel im Bücherregal

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andreagarwing Avatar

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Da ist es: Mein erstes Highlight in diesem Jahr!
Egal, was noch kommt, ich kann mir nur schwer vorstellen, dass irgendein Buch den „Gott des Waldes“ von Liz Moore noch vom Treppchen stoßen kann.

Aber jetzt erstmal zur Handlung:
„Camp Emerson – Wo sich Freunde fürs Leben finden.“
Die wichtigste Regel im Camp Emerson lautet: “Wenn du dich verläufst, setz dich hin und schrei.“ Denn wer in den Adirondack Mountains vom Weg abkommt, findet alleine nicht mehr zurück. Vor 14 Jahren ist das Unfassbare passiert. Der kleine Sohn der Campbesitzer verirrt sich im Wald und taucht nie wieder auf. Und das Schicksal der Familie Van Laar scheint sich zu wiederholen. Denn in diesem Sommer verschwindet ihre Tochter Barbara aus dem Ferienlager. Kann das ein Zufall sein? Investigator Judyta Luptack glaubt, dass es eine Verbindung zwischen den Vermisstenfällen geben muss. Doch obwohl es bei der Suche nach Barbara auf jede Sekunde ankommt, schreiten die Ermittlungen nur langsam voran. Und Judyta wird klar, dass so gut wie jeder im Camp etwas zu verheimlichen hat.

Meine persönliche Lesermeinung:
Oh mein Gott! Was ist hier los in den Adirondack Mountains?
Erwartet habe ich einen Thriller, so wie es auch auf dem Cover beworben wird. Bekommen habe ich ein superspannendes, gesellschaftskritisches Familiendrama. Habe ich den Thriller vermisst? Ganz klar: Nein! Denn „Der Gott des Waldes“ hat mich unglaublich gut unterhalten.
Was ist mit Bear und Barbara passiert? Hat der kürzlich aus dem Gefängnis entflohene „Schlitzer“ etwas mit ihrem Verschwinden zu tun? Oder liegt die Lösung des Falles im Camp Emerson?
Knapp 600 Seiten habe ich auf eine harmlose Erklärung - ein Happy End – gehofft. Denn die, trotz aller Ecken und Kanten, sehr authentischen und teilweise auch sympathischen Charaktere lassen den Leser so richtig mitleiden, mitfiebern, mithoffen. Das Setting des Feriencamps sorgt für eine außergewöhnlich fesselnde Atmosphäre. Und die verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitebenen halten die Spannung durchweg auf einem hohen Level. Man fliegt durch die Seiten und ist ein wenig enttäuscht, dass es nach der Letzten dann doch vorbei ist. Meinetwegen hätte der Roman noch einige Kapitel länger sein dürfen.

Kurz: Ein vielschichtiger und spannender Roman über soziale Ungerechtigkeiten, Selbstbestimmung, Familiendynamiken, den Wert von Freundschaft, falschen und richtigen Entscheidungen, Recht und Gerechtigkeit und vieles mehr. Ein kleines Juwel im Bücherregal. Ich habe jede einzelne Seite genossen.

„Wer in Panik gerät, macht sich den Wald zum Feind. Wer ruhig bleibt, ist sein Freund.“