Fesselnd, düster, erschreckend - großartig!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
prinzessinbutterblume Avatar

Von

Wir schreiben das Jahr 1975. Vor 14 Jahren ist ein Junge im Ferien-Camp der Van Laars spurlos verschwunden - und nicht nur irgendein Junge, sondern der kleine Sohn der Van Laars. 14 Jahre später scheinen sich die Ereignisse zu wiederholen. Als Barbara, die Tochter der Van Laars im Sommer selbst zur Camp-Teilnehmerin wird, ist auch sie plötzlich verschwunden. Was ist passiert? Warum ereilt schon wieder die selbe Familie dieses schreckliche Unglück? Und was hat "Der Schlitzer" damit zu tun, der sowohl damals als auch heute die Wälder rund um das Camp durchstreifte?

"Der Gott des Waldes" war mein erstes Buch von Liz Moore und ich kann jetzt schon sagen, dass es nicht mein letztes gewesen sein wird. Diese Frau kann einfach großartig schreiben. Ihr Erzählstil hat mich ein bisschen an Donna Tartt erinnert, eine meiner absoluten Lieblingsautoren.

Die Geschichte wird aus einer handvoll verschiedener Charaktere erzählt und springt zwischen eben so vielen Zeitebenen hin und her. Was auf den ersten Blick verwirrend erscheinen mag, war es beim Lesen aber zu keinem Zeitpunkt. Durch die Kapitelüberschriften und einen kleinen Zeitstrahl zu Anfang jedes Kapitels, wusste man immer sofort, wo man sich gerade bewegte und ich habe mich sehr gut durch die Handlung geführt gefühlt. Wenn überhaupt wurde durch dieses Springen, die ohnehin schon drastische Spannung nur nochmal erhöht.

Die Stimmung im Ferien-Camp und in den umliegenden Wäldern, auf dem Anwesen der Van Laars, aber auch in der angrenzenden Ortschaft, wurden ganz wunderbar beschrieben. Wir begleiten Camp-Teilnehmerinnen, Betreuerinnen, aber auch die Polizei bei ihren Ermittlungen. Es werden sehr viele wichtige Themen aufgegriffen und es geht viel um soziale Ungleichheit, um Macht und der Umgang mit ihr, aber auch Moral, Feminismus, Trauma, Klassenkampf - in diesem Buch steckt viel drin, viele schwere Themen, aber sie werden alle mit viel Gefühl behandelt und man hat bei allen das Gefühl, dass sie super zu der Story passen und nicht nur da sind, um da zu sein, sondern weil sie wirklich etwas zu sagen haben. Dadurch hat sich das Lesen wirklich rund angefühlt.

Über den Handlungsverlauf will ich gar nicht zu viel sagen, um nicht zu spoilern. Am besten lässt man sich einfach auf die Geschichte ein und schaut, wo sie einen hinträgt. Es ist ein sehr sogvoller Ritt, der mir großen Spaß gemacht hat und mich diesen Schinken in zwei Tagen hat durchlesen lassen.

Abschließend kann ich nur eine große Leseempfehlung aussprechen. "Der Gott des Waldes" gehört jetzt schon zu meinen Jahreshighlights und ich freue mich darauf, mehr von dieser talentierten Autorin zu entdecken!