In der Natur ist jede Entscheidung unumkehrbar

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owenmeany Avatar

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Ein Vermisstenfall im Ferienlager reißt alte Wunden auf: ausgerechnet Barbara, die Tochter der reichen Grundbesitzerfamilie Van Laar verschwindet etwa fünfzehn Jahre, nachdem das Gleiche ihrem Bruder geschah. Die Ermittlung nimmt natürlich Bezug zum alten Fall, aber irgendwie versucht die Familie ganz massiv, darauf Einfluss zu nehmen.

Wie Liz Moore die Vergangenheit der Fünfzigerjahre mit der Gegenwart von 1975 in verschachtelten Szenen, jeweils aus der Sicht verschiedener Akteure, miteinander verwebt, ist ein dramaturgisches Meisterwerk, das einen den Roman nicht aus den Händen legen lässt bis zum Erwachen aus der atemlosen Spannung ganz zum Schluss.

Dabei eröffnen sich mehr und mehr Abgründe, nicht nur zwischen Arm und Reich, sondern auch zwischen Frauen und Männern, wo selbst noch in den Siebzigern die Benachteiligten wie in einer Verschwörung ohnmächtig ausgeliefert sind, die jede sachliche Erwägung im Keim erstickt. Denn der hat das Sagen, dem das Land gehört, und was haben überhaupt Frauen als Ermittlerinnen im Polizeidienst verloren? Alte Todsünden treten zutage und zeitigen ihre üblen Früchte auch noch Jahre danach. Man nimmt das mit zunehmender Empörung wahr, leidet mit den Opfern und fiebert der finalen Auflösung aller Rätsel entgegen. Während der Lektüre dieses gesellschaftskritischen Krimis hofft man die ganze Zeit auf ausgleichende Gerechtigkeit, denn die Geschehnisse können einen keineswegs kalt lassen. Dabei lässt die Autorin schlicht die Fakten für sich sprechen ohne Effekthascherei, sondern indem sie alle Details sorgfältig aufeinander abstimmt, so dass sie am Ende ein schlüssiges, glaubwürdiges Bild ergeben, das passenderweise genau die undurchdringlichen Wälder der Adirondacks widerspiegelt.

Ein aufregendes Leseerlebnis, das ich jedem wärmstens empfehlen kann.