Verletzte Seelen

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rebeccawinter Avatar

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Das 590 starke Buch wurde vom Verlag C.H. Beck als Hardcover in Waldgrün mit passendem Lesebändchen herausgegeben. Die Innenseiten wurden für eine Karte der Örtlichkeiten genutzt – äußerst hilfreich für den Leser. Der Schutzumschlag zeigt einen See mit bewaldetem Ufer aus der Vogelperspektive. Das ist äußerst stimmig zum Roman.
Die Autorin Liz Moore zeigt die Geschichte zweier verschwundener Geschwister im Abstand von mehreren Jahren auf. Mittelpunkt ist deren Familie Van Laar, die am Rand eines Naturreservates ihr Sommerhaus „Self-Relliance“ – also Selbstvertrauen – hat. Während bei dem zuerst verschwundenen Bruder Bear, der nie gefunden wurde, sofort ein Verbrechen vermutet wurde, nimmt man bei der 13-jährigen Barbara zunächst auch ein Ausreißen als Möglichkeit an. Waren es zwei unterschiedliche Fälle oder hängen die Geschehnisse zusammen? Für die Aufklärung werden zunächst die Staatspolizei, dann auch die Kriminalabteilung der New York State Police eingeschaltet.
Liz Moore schildert die Suche und Ermittlung der Fälle und spannt dabei einen zeitlichen Bogen von den 50er Jahren, als die Eltern der Kinder sich kennenlernen, zu den 60ern als Bear verschwindet, bis in das Jahr 1975, als Barbara nicht mehr auftaucht. Die Hauptpersonen der Familie und des Umfeldes sowie der Ermittler werden dabei näher beschrieben. Es geht um ihre Lebenssituation und um ihre Gefühle. Alle haben ihre Probleme und kommen mehr oder weniger gut damit zurecht.
Mit großem Einfühlungsvermögen und äußerst realistisch werden die Charaktere gezeichnet. Es geht zu Herzen, wie verletzt die Menschen sind. Und es schockiert, wie grausam und gewissenlos Menschen seelisch verwundet werden.
Mich hat das Buch sehr begeistert und den letzten Teil habe ich nachts bis zum Morgen gelesen. Es ist ein Thriller, der seine Spannung nicht durch besonders spektakuläre Greueltaten bezieht, wie so viele der Serienkiller-Thriller. Aber durch die Beiläufigkeit, Alltäglichkeit von Ungerechtigkeit, Ungleichheit und den Machtmißbrauch trifft es viel tiefer.
Überdies hat Liz Moore die mitreißende Handlung in eine sehr gewählte, flüssige Schreibweise gebettet. Das gesamte Buch hat keine Längen, keinen überflüssigen Satz. Sie ist eine Autorin, die nicht nur etwas mitzuteilen hat, sondern auch schreiben kann.
Ein Top-Roman, sehr empfehlenswert!