Das Konzert kaum miteinander verbundener Momente

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owenmeany Avatar

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Was zunächst anmutet wie ein Krimi wegen des Mordes gleich zu Beginn, entpuppt sich schnell als eine Gesellschaftsstudie der Stadt New York um die Jahrhundertwende einerseits und andererseits das Porträt eines Bildungsaufsteigers, der aus einfachen Verhältnissen stammend sich aufschwingt zu einem prägenden Kommunalpolitiker und Baumeister.

Sensibel und mit aller gebotenen Diskretion ziehen sich Greens Homosexualität und die damit verbundenen Benachteiligungen durch die Kapitel, die seinen Lebenslauf umreißen und sich abwechseln mit den Abschnitten über die polizeilichen Ermittlungen. Diese spielen sich im Rotlichtmilieu ab, und Lee versteht es in amüsanter Weise, die Verklemmungen und den Rassismus der damaligen Zeit in den Dialogen zwischen dem Inspektor und der erfolgreichen farbigen Bordellwirtin zu decouvrieren. Auf dem Höhepunkt von Greens Schaffen schlägt der Tonfall leicht ins Pathetische um.

Hervorragend dargestellt wird Greens Erwachsenwerden in Trinidad, wo er befremdet durch die Natur und das Verhalten der Kolonisatoren einen Reifungsprozess durchläuft und seine Position bezüglich gesellschaftlicher Konflikte erwirbt. Dabei erleichtert die sprachliche Subtilität der Darstellung nicht gerade die Verständlichkeit des Textes, auch in den Zeit- und Ortssprüngen muss man sich zurechtfinden.

Wer sich nicht nur für die Umstände der architektonischen Gestaltung von New Yorker Flagships interessiert, sondern sich auch in die dahinter stehende Mentalität der Gründerjahre einfühlen möchte, wird diesem Roman so manches Aha-Erlebnis verdanken.