Ein riesengroßes Missverständnis

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ninoreads Avatar

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Von Jonathan Lee habe ich zuvor noch nichts gehört. Weder wusste ich, um welche Art Roman es sich handelt noch, welche Geschichte es im Detail erzählt. Mein Wissen beschränkte sich auf die Leseprobe und den Klappentext.

Die ersten paar Seiten haben mich sofort am Haken gehabt. Lees Art zu schreiben, ist teilweise echt schwerfällig, verschachtelt und unnötig kompliziert, aber das ergibt so eine Art Gedankenstrom, der mich die ersten Seiten sehr schnell überfliegen ließ. Die Leseprobe ließ mich sofort mit der Lust auf mehr zurück und als ich das Buch endlich in den Händen hielt, konnte ich kaum erwarten, es zu lesen. Aber genauso stark wie es anfing, ließ es im Laufe des Buches nach. Sehr früh wird dem Lesenden klar, wo die Geschichte hinführt und wie sie aufgebaut ist. Die Satzstruktur mit Trikolon, konnte ich irgendwann nicht mehr lesen, sodass ich bei jedem nächsten dachte: Kann Lee seine Sätze auch anders aufbauen?

Ich würde jetzt nicht sagen, dass das Buch besonders anspruchsvoll zu lesen ist, trotzdem brauchen die Lesenden eine Art Ausdauer. Manche Passagen lies ich dreimal und kann mich bis heute nicht an sie erinnern. Andere lies ich dreimal, weil ihre Tragweite mich förmlich aus meinem Lesesessel katapultierte. Manchmal wollte ich unbedingt weiterlesen und manchmal wollte ich das Buch einfach nur zur Seite legen. Nirgendwo finde ich eine Erklärung, was es mit den scheinbar wahllos aufeinanderfolgenden kursiv gedruckten Textpassagen auf sich hat. Anfangs dachte ich noch, diese seien die historischen Fakten, anhand derer Jonathan Lee den Roman erzählt. Zwischendrin ergab diese Vermutung keinen Sinn für mich. Erfahren werde ich es sicher nicht.

Es ist keineswegs ein schlechter Roman und an einige Teile werde ich mich sicherlich noch eine Zeit lang erinnern können. Hätte ich mir das Buch im Nachhinein gekauft? Nein. Trotzdem danke ich Lee, dass er mir Mr. Green näherbrachte und auch diese Sympathie, die Greens Zuneigung zu Samuel zeigte. Ich weiß nicht, ob ich das Buch wirklich jemandem empfehlen würde, der gerne historische Romane liest, denn dieser hat für mich nur im Entferntesten damit zu tun. Ich denke, dass ist ein Buch, das Gemüter spaltet. Auch wenn es bei mir nicht so gut weggekommen ist, kann ich mir vorstellen, dass andere diesen Roman als Meisterwerk betiteln. Für mich ein gutes Buch, das leider dann doch etwas an Fahrt verloren hat und zu vorhersehbar wurde. Trotzdem wurden hier sehr inspirierende Themen aufgegriffen, die auch zum Nachdenken anregen. Gebt dem Buch eine Chance und schaut mal, ob es euch was bringt.