Erinnerung an einen in Vergessenheit geratenen Mann

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takabayashi Avatar

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Andrew Haswell Green gilt als „Vater des Großraums New York“ und ist verantwortlich für den Central Park, die New York Public Library, den Bronx Zoo, das American Museum of Natural History und das Metropolitan Museum of Art. Heute erinnert nur noch eine abgelegen Steinbank im Central Park an ihn. Er war ein sozialer Aufsteiger der sich seinen Weg nach oben hart erkämpft hat. Seine Lebensgeschichte liegt dem Roman von Jonathan Lee zugrunde. Und was für ein Leben das war!

Leider hat der Autor meinem Empfinden nach diese Chance zu einem lebendigen, prallen Roman völlig vertan. Der 1820 geborene Green musste seine Homosexualität unter allen Umständen verheimlichen, was naturgemäß sein gesamtes Leben sehr belastet hat. Im stolzen Alter von 83 Jahren wurde er vor seiner Haustür ermordet. Die Aufklärung dieses Mordes spielt eine kleine Nebenrolle in diesem Roman, der aber definitiv kein Krimi ist.

Den von anderen hochgelobten Schreibstil Lees fand ich ausgesprochen anstrengend. Und ich hätte mir eine eher lineare Erzählstruktur gewünscht, die ständigen Zeitsprünge hin und her haben mich irritiert und den Erzählfluss (soweit überhaupt vorhanden) gestört. Vieles wurde weggelassen, anderes zu ausführlich geschildert. Interessante Personen wie die Bordellbesitzerin Bessie Davies und Greens Haushälterin Mrs. Bray tauchen auf, verschwinden dann aber gleich wieder. Die Personen sind für mich nicht zum Leben erwacht, das Schicksal von Green hat mich nicht emotional involviert.

Ich will nicht sagen, dass dieser Roman total schlecht ist, das ist Geschmacksache, da scheiden sich die Geister. Aber für mich war die Lektüre zäh, eine Qual, hin und wieder unterbrochen von Momenten, die mir gefallen haben. Aber was hätte man daraus machen können!