Ein Riss durch Panama und die Gesellschaft

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Erwartet habe ich bei diesem Buch die Geschichte des Baus des Panama-Kanals zu lesen. Allerdings ist in diesem Roman von Christina Henríquez der Fokus weniger auf den Bauvorgang als auf menschliche Schicksale gerichtet, was mich durchaus positiv überrascht hat. So erfährt man die Geschichte der mutigen jungen Ada aus Barbados, die ganz alleine nach Panama kommt, um Geld für die Operation ihrer Schwester in der Heimat zu verdienen. Wobei ebenfalls das Schicksal ihrer Mutter interessant erzählt wird, auch wenn es nicht in Panama spielt. Oder das Leben von Omar dem Fischersohn, der seinen Vater zutiefst enttäuscht als er sich gegen die Fischerei und für den Bau des Panama-Kanals entscheidet. Die harten Bedingungen als einfacher Handlanger sind unmenschlich und willkürlich. Auch der amerikanische Arzt John Oswald und seine Frau Marian kommen nach Panama mit dem Plan, die Malaria auszurotten. Ihr Schicksal ist es, mit den ungewohnten klimatischen Bedingungen und dem Leben in der fremden Welt zurecht zu kommen. So beschreibt die Autorin arme und reiche Menschen, Einheimische und Fremde und damit kommen viele verschiedenen Perspektiven zur Darstellung.
Der große Riss beschreibt hier nicht nur das Ausheben des Erdreichs in Panama sondern auch die Spaltung der Gesellschaft rund um dieses Projekt und in der Zeit um 1900.
Ein sehr interessantes Buch, anders als erwartet aber mit hohem Unterhaltungswert. Es verbindet ein historisches Ereignis mit sehr unterschiedlichen menschlichen Schicksalen und ist in einem angenehmen Schreibstil geschrieben. Die zeitlichen Kapitel springen manchmal etwas, aber daran gewöhnt man sich beim Lesen.
Einige Schicksale haben mich besonders berührt, zum Beispiel das von Marian Oswald. Hier hätte ich mir noch ein wenig mehr Details gewünscht, aber das hätte sicher in der Gesamtheit zu weit geführt.