Eine spaltende Verbindung

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aischa Avatar

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Cristina Henríquez entführt ihre Leserschaft mit ihrem neuesten Roman in die Zeit des Baus des Panamakanals Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Setting, das durch die aktuelle US-Politik an Aktualität gewonnen hat, plant Präsident Trump doch erklärtermaßen die "Rückeroberung" des Kanals, der zwar von den U.S.A. gebaut worden ist, 1999 jedoch an die Regierung Panamas übergeben wurde.

Im Roman erlebt man durch die Augen verschiedener Charaktere, wie der Bau der monumentalen Wasserstraße sich auf die Schicksale der Menschen auswirkte. Große Hoffnung auf Wohlstand hatten Hunderttausende, viele wurden jedoch bei der ausbeuterischen Arbeit krank oder kamen sogar um. Der Rassismus der nordamerikanischen Siedler gegenüber der einheimischen Bevölkerung war kaum verhohlen, gesellschaftlicher Aufstieg mit dunkler Hautfarbe nahezu unmöglich. Aber auch die Weißen unterlagen starren gesellschaftlichen Zwängen. Der Panama-Kanal, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, bewirkte zugleich eine tiefe Spaltung, räumlich - ganze Dörfer wurden zwangsweise umgesiedelt - wie auch sozio-kulturell. Der Bau brachte einige wenige Gewinner hervor und unzählige Verlierer und Verliererinnen.

Die Vielzahl der Figuren und Schauplätze bereichert die Erzählung und bietet ein facettenreiches Bild der damaligen Gesellschaft. Allerdings führt diese Fülle gelegentlich dazu, dass die Tiefe einzelner Handlungsstränge etwas verloren geht. Dennoch bleibt die Geschichte durchgehend fesselnd und kurzweilig. Henríquez' Schreibstil hat mich in ihren Bann gezogen, und die historischen Hintergründe verleihen dem Roman zusätzliche Spannung.

Insgesamt ist "Der große Riss" ein lesenswerter Roman, der historische Ereignisse mit menschlichen Schicksalen verknüpft und zum Nachdenken anregt. Trotz kleinerer Schwächen in der Tiefe der Charakterdarstellung überzeugt das Buch durch seine spannende Erzählweise und die authentische Schilderung einer bewegten Zeit, die Auswirkungen bis in die Gegenwart hat.