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anjulje12 Avatar

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Der große Riss“ von Cristina Henríquez ist ein Roman, der sich tief ins Herz gräbt und eine Geschichte erzählt, die sowohl episch als auch intim ist. Schon das Cover vermittelt eine gewaltige Spaltung – geografisch, historisch und menschlich –, die sich als zentrales Motiv durch das gesamte Buch zieht.
Henríquez erzählt die Geschichte verschiedener Menschen, deren Leben durch den Bau des Panamakanals Anfang des 20. Jahrhunderts unwiderruflich verändert wird. Es ist ein Roman über Migration, über Träume und über den hohen Preis des Fortschritts. Die Figuren – Arbeiter aus der Karibik, Ingenieure aus den USA, indigene Bewohner Panamas – stehen stellvertretend für eine Welt im Umbruch. Sie alle kämpfen mit Verlusten, Hoffnungen und den harten Bedingungen dieser gigantischen Baustelle.
Besonders berührend sind die persönlichen Schicksale: Die Liebesgeschichten, die unter dem Druck von Rassismus und sozialer Ungleichheit zerbrechen. Die Familien, die auseinandergerissen werden, weil der Kanal nicht nur Land durchtrennt, sondern auch Menschen trennt. Henríquez schafft es meisterhaft, die emotionalen Konflikte spürbar zu machen – man leidet mit den Figuren, fühlt ihre Angst, ihre Wut und ihr Ringen um ein besseres Leben.
Henríquez schreibt mit einer Klarheit und Sinnlichkeit, die einen sofort in die Welt des frühen 20. Jahrhunderts versetzt. Die tropische Hitze, der Schweiß der Arbeiter, die bedrohlichen Wassermassen – all das wird so lebendig beschrieben, dass man sich mitten im Geschehen fühlt. Gleichzeitig setzt sie auf eine poetische Sprache, die selbst die brutalsten Momente mit einer melancholischen Schönheit einfängt.
Obwohl das Buch in der Vergangenheit spielt, sind die Themen hochaktuell: Migration, Ausbeutung, Rassismus und soziale Ungleichheit sind auch heute noch drängende Probleme. „Der große Riss“ zeigt, wie die Geschichte uns bis heute prägt .
Die Autorin hat mit „Der große Riss“ einen kraftvollen, bewegenden Roman geschrieben, der lange nachhallt. Es ist ein Buch, das Geschichte lebendig macht und gleichzeitig zutiefst menschlich bleibt. Wer Geschichten über Identität, Liebe und das Streben nach einem besseren Leben liebt, wird dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen können.