Arrangierte, einseitige Liebe die in einer Tragödie endet

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lenicool11 Avatar

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Inhalt

Wien, 1816: Gräfin Lazansky wird beauftragt, Erzherzogin Leopoldine nach Brasilien zu begleiten.
Vor ihnen liegt eine aufregende und zugleich beschwerliche Reise ans andere Ende der Welt. Die
junge Gräfin ist wenig erfreut, dass auch Fürst Metternich mit von der Partie ist. Der kluge politische
Kopf gilt am Hof als skrupelloser Schürzenjäger. Er war es auch, der die Hochzeit mit dem portugisischen
Thronfolger für Leopoldine eingefädelt hat. Was die Fauen nicht ahnen: Seine Beschreibungen des
fernen Paradieses erweisen sich als eine große Täuschung.

Eindruck

Der Aufbau des Buches ist sehr ungewöhnlich und besonders - nämlich in Form von insgesamt
185 Briefen. Das macht die Geschichte sehr persönlich, aber auch ein wenig anspruchsvoller zu
lesen. Die Sprache ist der Zeit super angepasst und ein wahrer Lesegenuss.

Der royale Heiratsmarkt zu diesen Zeiten ist ja bekannt, dennoch ist es immer wieder schockierend
darüber zu lesen, wie die Gefühle und Bedürfnisse von Mädchen und jungen Frauen in den
"besseren" Kreisen zum Spielball der politischen Machtgefüge gemacht werden. Hauptsache es dient
der Verbesserung der wirtschaftlichen Struktur und des politischen Ansehens, egal ob die armen
Dinger ins Verderben geschickt werden. Und so endet auch dieses Ehearrangement in einer Tragödie.
Umso interressanter ist es, wie manche Dame ihre Intelligenz nicht nach außen getragen hat, sondern
heimlich still und leise für ihre Zwecke genutzt hat um der Männerwelt zu spielen.

Ausschweifende und sinnliche Beschreibungen Brasiliens haben mir dieses Land näher gebracht. Die
Umstände und Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal waren mir
so gar nicht bewußt und wurden hervorragend dargestellt. Sehr traurig ist, dass das "Arm-Reich-Gefüge"
in Brasilien heute noch das gleiche ist wie vor über 200 Jahren.

Die Charaktere sind sehr schön herausgearbeitet. Jeden einzelnen lernt der Leser sehr gut durch die
Briefe kennen und ich bin immer wieder erstaunt, wie einen durch Sprache - und sie war damals einfach
schöner - so viele Emotionen erreichen. Und das alles ohne die heute üblichen Kraftausdrücke die und
durchaus gängige Fäkalsprache, die ja leider schon salonfähig ist. Ich hatte teilweise das Gefühl, das
für Europäer wohl kaum auszuhaltende Klima, spüren zu können und auch die Gerüche und
Geräusche wahrzunehmen.

Fazit

Ein Roman der Muße benötigt sich mit der Sprache und der Erzählart auseinander zu setzen, aber
für Interessiert gerade dadurch zum Genuss wird.
Ein negativer Punkt ist, dass es die Gräfin Lazansky zwar in der Entourage der Erzherzogin gegeben
hat, aber nicht in dieser so wichtigen Funktion. Ebenso eine weitere Person, die für die Handlung gar nicht mal so unwichtig war, es aber definitiv
gar nicht gegeben hat.