Leopoldine, Kaiserin von Brasilien

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takabayashi Avatar

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In diesem Briefroman geht es auf eher heitere Art um ein großes Drama. Ein Reigen von teils tatsächlichen, teils fiktiven Figuren sind die Briefeschreiber. Die Hauptperson, die im Mittelpunkt der Geschichte steht, ist die Habsburger Erzherzogin Leopoldine von Österreich. Ferner ihr Vater, Kaiser Franz I., und erheblich bedeutender, der Fürst von Metternich. Leopoldines Gesellschafterin und Freundin, die Gräfin Lazansky, ca. 10 – 15 Jahre älter als die Erzherzogin. Und Leopoldines Lieblingsschwester, Marie–Louise, Herzogin von Parma, Ehefrau von Napoleon Bonaparte. Last but not least der Marquis de Marialva, ein portugiesischer Diplomat und Metternichs Freund und Verbündeter.
Das Drama besteht in der Zwangsverheiratung der Töchter und Söhne von Monarchen aus Gründen der Staatsraison, ohne Rücksicht auf deren Wünsche und Träume, in diesem Fall der jungen Leopoldine mit dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro, dessen Schwachpunkte man ihr wohlweislich verschwiegen hat. Erschwerend hinzu kommt, dass die portugiesische Königsfamilie seit zehn Jahren nicht mehr in Portugal residiert, sondern auf der Flucht vor Napoleon nach Brasilien gegangen ist. Metternich und Marialva haben diese Heiratspläne geschmiedet, von denen beide Länder zu profitieren hoffen. Der jungen Frau steht also auch eine unendlich lange Reise bevor, auf der wir sie begleiten. Diese Ziele werden nicht unbedingt erreicht, da die Welt in permanenter Veränderung begriffen ist und antimonarchistische, republikanische Revolten auf dem Vormarsch sind.
Die Form des Briefromans lässt die unterschiedlichsten Stimmen erklingen, und wir erfahren viele historische Tatsachen quasi nebenbei. Der Ton ist zumeist eher heiter, teilweise aber auch herzzerreißend traurig. Vor den Augen des Lesers entwickelt sich das romantische junge Mädchen zur welterfahrenen Frau.
Der Autorin ist es – soweit ich das beurteilen kann – gut gelungen, den Ton einer anderen Zeit zu treffen, und eine mitreißende Geschichte zu erzählen, die mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Und das auf sehr unterhaltsame Weise. Mich hat der Roman ein wenig an Désirée von Annemarie Selinko erinnert, den ich als Teenager geradezu verschlungen habe, und durch den ich einiges an geschichtlichem Wissen erwarb, mit dem ich in der Schule glänzen konnte.
Ein sehr empfehlenswerter Schmöker, den man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte!