Liebe und Staatsräson

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Der historische Roman "Der grüne Palast" ist der erste Roman von Peggy Hohmann. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die österreichische Erzherzogin Maria Leopoldine, die die zukünftige Gemahlin des portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro werden und eine gefahrvolle lange Reise nach Brasilien in eine ungewisse Zukunft antreten soll.

Weitere Protagonisten sind ihre (fiktive) Erzieherin Gräfin Anna Christina Lazansky, die sie in ihre neue Heimat begleitet und ihren Schützling vor allen negativen Erfahrungen beschützen möchte , sowie der erfahrene Politiker Fürst von Metternich, der portugiesische Diplomat Marquis de Marialva sowie Marie-Louise, eine Schwester von Maria Leopoldine, die mit dem französischen Kaiser Napoleon verheiratet worden war und ihr die Vorteile einer arrangierten Ehe und einer hohen gesellschaftlichen Stellung schmackhaft machen soll, tatsächlich aber ihre dynastische Pflicht als erfüllt ansieht und ein (relativ) freies Leben mit ihren wechselnden Liebhabern in ihrem Herzogtum in Italien lebt, was vor ihrer unerfahrenen Schwester geheim gehalten wird.

Das Cover ist wunderschön. Es zeigt zwei zierliche Vögel (Kolibris), die aufgeregt um ein goldenes Wappen kreisen, das für die österreichische K. und K. Monarchie stehen könnte. Der Koiibri symbolisiert Leichtigkeit und Lebensfreude, aber auch Vertrauen, Mut und Ausdauer.Dieser historische Roman verspricht ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Denn die Form des Erzählens ist ungewöhnlich. Der Leser bekommt Einblick in Briefe, die aus der subjektiven Sicht von verschiedenen Personen geschrieben sind und viel über ihre jeweiligen Charaktere verraten. Durch diesen literarischen Kunstgriff ist es möglich, das Geschehen immer wieder aus einer anderen (und neuen) Sichtweise wahrzunehmen. Hierbei ist es für den (allwissenden) Leser sehr interessant zu erfahren, was die Akteure einander in ihren Briefen anvertrauen und was sie verschweigen.

In diesem Buch werden geschichtliche Fakten mit literarischer Fiktion verbunden. Der Leser nimmt Anteil an der Entwicklung der kindlich-naiven Erzherzogin von einer hoffnungsvollen verliebten Braut zu einer glücklichen Mutter bis zu einer desillusionierten betrogenen Ehefrau, die sich gegen ihren autoritäten, brutalen Mann auflehnt, gegen die barbarische Sklaverei in Brasilien kämpft und ihren erbitterten Widerstand am Ende mit einem viel zu frühen Tod bezahlen muss.

Der Stil der Autorin verrät viel literarisches Können. Sie schreibt auf sprachlich sehr hohem Niveau, passt den Duktus der Briefe dem jeweiligen Charakter an, lässt wichtige kulturgeschichtliche Ereignisse (z. B. Auftritte von Fanny Elssler und Franz Liszt) en passant in den Texten aufblitzen und schafft es, in ihrem Buch Geschichte lebendig zu machen und der zu Unrecht vergessenen österreichischen Erzherzogin ein literarisches Denkmal zu setzen.