sehr gefühlvoll

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tamago Avatar

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Der Grüne Palast war der erste Roman in Briefform, den ich gelesen habe. Anfangs war ich etwas skeptisch, ob die Charakteren einer solchen Schreibform ausreichend beschreiben werden könne, sodass die Geschichte mich fesselt und die Charakteren authentischen wirken. Aber meine Bedenken waren unbegründet. Die Briefe hatten je nach Verfasser ihren eigenen Schreibstil und persönliche Note, wodurch man allein daran merkte, wer ihn geschrieben hatte. Die meisten Briefe schwollen von Gefühlen geradezu über und ich konnte mich mühelos ins Geschehen einfinden.
Die zwei Protagonisten sind die Erzherzogin Leopoldine von Österreich und dessen Erzieherin Gräfin Lazansky. Leopoldine soll den portugiesischen Thronfolger heiraten, der im Exil in Brasilien lebt. So machen sich die Frauen auf in ein fremdes Land. Das Land, die Kultur und die Erlebnisse dort prägen beide sehr. Leopoldines Entwicklung zu einer selbstbewussten Frau wird in den Briefen toll dargestellt, ohne eine direkte Charakterisierung zu liefern. Der Leser hat nur die persönlichen Meinungen der anderen Charaktere, um sich ein Bild von ihnen zu machen. Aber trotzdem wächst mir vor allem Leopoldine sehr an Herz, die von einem unsicheren Mädchen zu einer Frau heranwächst, die mutig, selbstsicher ist, sich für die Armen in Brasilien stak macht und sich gegen einen egoistischen und gewalttätigen Ehemann versucht durchzusetzen.
Der historische Roman hat mir sehr gut gefallen. Mit vielem sprachlichen Geschick hat die Autorin eine tiefgründige und gefühlvolle Geschichte geschrieben, die ganz ohne Erzähler auskommt.
Das Ende war mir etwas zu abrupt. Gerne hätte ich noch mehr von den Nebencharakteren erfahren, wie dessen Leben weitergeht und auf die Geschehnisse reagieren. Ziemlich am Ende merkte ich auch erst wie gut mir das Buch tatsächlich gefällt, eben weil ich gerne noch weitergelesen hätte.