Ungewöhnlich und faszinierend

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UNGEWÖHNLICH und FASZINIEREND ist der im März 2017 veröffentlichte Briefroman "Der grüne Palast", der Debütroman der Berliner Ärztin, Drehbuchautorin und Dramatikerin Peggy Hohmann. In 185 fiktiven Briefen schildert sie das bedauernswerte Schicksal der österreichischen Erzherzogin und späteren brasilianischen Kaiserin Leopoldina (1797-1826) von ihrer politisch motivierten Verheiratung mit dem portugiesischen Kronprinzen bis zum gewaltsamen Tod der 29-Jährigen. Der in der Literatur- und Kulturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts kundigen Autorin gelingt es, mit ihrer der damaligen Zeit angepassten Formulierkunst dem Leser das höfische Alltagsleben des frühen 19. Jahrhunderts nahezubringen und die geschilderten Persönlichkeiten (Leopoldina, Fürst Metternich, Kaiser Franz u.a.) nicht als historisch verklärte, sondern als "normale" Menschen ihrer Zeit zu zeigen - mit charakterlichen Stärken und Schwächen als "Menschen von nebenan". Als Leser ist man schon nachwenigen Seiten leicht versucht, diese Briefe als echte Zeitdokumente anzuerkennen, hält sich die Autorin doch strikt an die realen historischen Ereignisse. Dieser nur aus Briefen zusammengesetzte "Roman" ist in unserer heutigen Zeit von Email und WhatsApp für heutige Leser vielleicht ungewöhnlich, aber deshalb zugleich auch faszinierend, so empfand ich es. Deshalb halte ich dieses Buch für LESENSWERT.