Ungewöhnlicher Briefroman

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waldeule Avatar

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Romane, die sich an der Wirklichkeit entlangschreiben, mag ich sehr gerne und das Cover ist ja ein wirklicher Hingucker, so dass ich sehr gespannt an das Buch herangegangen bin. Ungewöhnlich ist sein Schreibstil, so ist es ausschließlich in Form von Briefen gestaltet. Historische und fiktive Personen schreiben sich dabei gegenseitig und es ergibt sich ein buntes Bild vom Leben Anfang des 19. Jahrhunderts am Kaiserhof in Wien und natürlich von der Reise und der neuen Heimat der Erzherzogin Leopoldine, der späteren Kaiserin von Brasilien.

Das Buch bietet eine gute Mischung aus unterschiedlichen Themen. Vorrangig geht es um die beiden Hauptprotagonisten Leopoldine und ihrer (fiktiven) Begleiterin Gräfin Lazansky, um Liebe, um Politik, um das gesamte Leben der damaligen Gesellschaft. Es lässt sich sehr flüssig und durch die kurzen Briefe auch sehr gut häppchenweise lesen.

Gut gefallen hat mir dabei, dass sich der Leser die Geschichte aus unterschiedlichen Puzzleteilen selbst zusammensetzen darf und durch die verschiedenen Briefschreiber ganz unterschiedliche Blickwinkel beleuchtet werden. Allerdings hatte die Erzählweise für mich auch einen ganz großen Nachteil: durch den nachträglichen Bericht „aus zweiter Hand“ kam bei mir keine Spannung auf. Ich habe die unterschiedlichen Briefe gerne gelesen, aber leider konnte mich der Roman so gar nicht packen. Allerdings war mir die tatsächliche Geschichte von Leopoldine zumindest in groben Zügen bekannt.

Ich habe durch die vor sich hin plätschernde Handlung sehr lange dafür gebraucht, lieber immer nur ein, zwei Briefe gelesen und das Buch dann wieder weggelegt. Abgesehen davon habe ich mich bei einigen Korrespondenzen wirklich gefragt, ob diese Personen sich wirklich so frei geschrieben hätten – ich kann mir schwer vorstellen, dass unter Staatsmännern solche "Geheimnisse" offenbart wurden.

Fazit: Eine ungewöhnliche Erzählform mit Stärken, aber auch mit Schwächen. Für mich daher nur drei Sterne (Durchschnitt).