Genialer zweiter Teil mit neuen Ideen

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lizzycurse Avatar

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Vaelin al Sorna kehrt zurück aus einem Krieg, in dem er sich vorgenommen hat, nie wieder ein Schwert in die Hand zu nehmen. Zu vieles hat er erlebt, zu vieles gesehen, zu viel Blut ist geflossen. Doch Rachegelüste und Intrigen, die sich um ihn herum entspinnen, und ein schwacher König, dessen stärkstes Schwert Vaelin ist, zwingen ihn in eine Lage, in dem ihm kaum etwas anderes übrig bleibt.

Ich habe lange und mit Freuden auf diesen zweiten Band gewartet. Das Lied des Blutes empfand ich persönlich als den genialen, aufrüttelnden Auftakt zu der Serie rund um einen jungen Mann, über den sich die Welt ihre Meinung gebildet hatte, und der Leser die Seine.

Einmal mehr nimmt uns Anthony Ryan mit in eine fantastisch-mittelalterliche Welt, die vor allen Dingen mit ihrer Authentizität und ihrer Detailtreue zu überzeugen vermag. Das mochte ich schon am ersten Band sehr gerne. Im zweiten Band „Der Herr des Turmes“ bleibt Ryan zum Glück seinem Stil treu, und allein diese Tatsache machte das Buch für mich zu einem wahren Lesegenuss, denn ich liebe realistische erschaffene Welten, in die ich eintauchen und mit den unterschiedlichen Charakteren mitfiebern kann. Und das war in diesem Buch definitiv der Fall! Hat man im ersten Band den größten Teil der Geschichte auf einem Silbertablett aus Vaelins Sichtweise geschildert bekommen, sieht man nun durch die Augen von unterschiedlichen Personen. Das dass ein Gewinn für „Der Herr des Turmes“ ist, kann ich nicht bestreiten. Der wiederholte Perspektivwechsel verleiht dem Roman Spannung und Dynamik. Ryan erzählt so klug, dass ich mich persönlich nicht entscheiden konnte, wer denn nun mein Liebling ist oder wer die interessanteste Geschichte erzählt. So konnte ich auch die Entwicklung, der Figuren besser verfolgen und bedeutsame Ereignisse aus unterschiedlichen Sichtweisen sehen. Schlau gemacht, Ryan! Solch eine Veränderung der Erzählstruktur tut nicht jeder Reihe gut, hier konnte ich jedoch keinen Mangel feststellen.

Der Schreibstil hatte mich schon im ersten Band vollends in seinen Bann gezogen, schreibt Ryan doch authentisch und lebensnah, sodass ich im ersten wie im zweiten Band förmlich in die Vereinigten Königslande gesogen wurde. Und diesen Sog spürte ich die gesamte Lektürezeit über. Manchem mag es ein wenig zu blutig sein, doch meinen Geschmack hat er getroffen. Nicht, weil ich ohne Blut und Kämpfe nicht leben kann, sondern weil es in einem Weltenentwurf, wie Ryan ihn vorlegt, kaum gewaltlos zu gehen kann. So wirkt das Buch auf mich authentisch, mit der getupften Menschlichkeit, die ich aus dem ersten Band kenne und schätze.

Sicher, es handelt sich beim Herrn des Turmes um einen Zwischenband. Doch ich bin der Meinung, er steht seinem Vorgänger in Nichts nach. Gerne vergebe ich für den detaillierten Weltenbau und die glaubwürdige Charakterentwicklung fünf Sterne und erwarte mit glänzenden Augen und gezücktem Schwert den dritten Band der Reihe.