ein solides Spannungs-Debüt

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'Der Herzgräber' ist der erste Thriller der Autorin Jen Williams und für mich ein solides Spannungs-Debüt, das ich sehr gerne gelesen habe.

Das Cover gefällt mir sehr, einfach und doch aussagekräftig. Das rote Blatt in Herzform auf dem angefrorenen Waldboden passt einfach perfekt zur Geschichte.
Mit Heather bekommt man eine durchaus facettenreiche Protagonistin. Sie ist ehemalige Journalistin und hat selbst auch einige Schatten in ihrer Vergangenheit, die erst im Verlauf enthüllt werden. Ihr Job spielt in der Geschichte auch eine Rolle, allerdings tritt sie oftmals nicht ganz professionell auf, beispeilsweise indem sie direkt mit der Tür ins Haus fällt und so so manche befragte Person eher vergrault. Auch unabhängig davon zeigt Heather immer wieder Verhaltensweisen auf, die man als Leser auch kritisch betrachtet, wobei mich das nicht gestört hat und ich auch fand, dass es gut zum Buch und zur Geschichte gepasst hat. Was ich persönlich immer ganz gerne mag, im Thriller-Genre aber eher Geschmackssache ist, ist eine kleine Romanze, die Williams miteingebaut hat. Ich hätte mir dafür einen etwas schöneren Abschluss gewünscht. Williams kreiiert also eine Protagonistin mit deutlichen Ecken und Kanten und deren Geschichte toll verwoben wurde, mit der eines Serienkillers. Neben den Kapiteln aus Heathers Sicht, gibt es auch immer wieder Rückblenden in Michaels Vergangenheit, wodurch viele Dinge aus der Gegenwart nach und nach auch aufgeklärt werden. Besonders toll fand ich, wie man dann nach der Auflösung die Zusammenhänge mit den aktuellen Geschehnissen oder anderen zuvor nicht relevanten Details erkennen konnte.
Ich mochte den Schreibstil sehr gerne, fand mich nach anfänglichen Schwierigkeiten (da auch zwischendurch Kapitel aus Sicht der zukünftigen aktuellen Opfer eingebunden werden und diese nicht gekennzeichnet sind) auch gut zurecht und kam flott durchs Buch. Was mir etwas negativ aufgefallen ist, waren die verhältnismäßig vielen Tippfehler im Buch, die man bei einem Verlag dieser Größenordnung normalerweise eher nicht erwartet. Ich empfand die Geschichte grundsätzlich als durchwegs spannend und hatte auch immer den Drang weiterzulesen. Alllerdings kommen im Verlauf immer wieder stellen in denen sich die darauffolgende Handlung für meinen Geschmack etwas zu deutlich anbahnt und dann auch wenige Seiten später sich so erfüllt. Als Leser steckt man dann in dem Zwiespalt "Ist der Plot tatsächlich so vorhersehbar oder ist es womöglich sogar so gewollt, da diese Wendungen im Vergleich zum Ende eher Peanuts sind?". Ich hatte zwischenzeitlich wirklich bedenken, ob mich das Ende überzeugen kann, weil ich das Gefühl hatte eigentlich den Großteil schon durchschaut zu haben. Zum Glück überrascht die Autorin aber noch am Ende mit einer Wendung, die ich nicht vorhersehen konnte. Meiner Meinung nach hätte man das Ende noch etwas mehr ausbauen können, aber alles im allem schaffte es einen runden Abschluss.

Fazit: Für mich ein solider Thriller mit guter Grundidee, der mich gefesselt hat und den ich auch weiterempfehlen würde.