Der Himmel ist ein Fluss

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mia-w Avatar

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Anna Kaleri hat mit dieser halb-fiktiven Lebensgeschichte ihrer Großmutter einen für mich zwiespältigen Roman vorgelegt. Einerseits erzählt das Buch in anrührender Weise ein Stück großdeutsche Geschichte zur Zeit des zweiten Weltkrieges, andererseits bleibt der schale Nachgeschmack des Halbwahren, Halberdachten, was zumindest mich oft in eine emotionale Distanz zum Roman und seinen Figuren gebracht hat, die dem Lesevergnügen eher abträglich war.

Das Buch erzählt die Lebensgeschichte von Minna, einer jungen Frau in Masuren in den späten 1930er- und frühen 1940er-Jahren, die für ihre verbotene Liebe zu einem verheirateten Polen ins Gefängnis kommt und schließlich in den Wirren des Kriegsendes umkommt, ohne ihre zwei Kinder wiederzusehen, die mit ihrer Mutter ins Ruhrgebiet fliehen konnten.

Das gerade einmal 200 Seiten starke Büchlein kommt mit wenigen Worten für eine nicht ganz unkomplizierte Geschichte aus. Regelrecht beeindruckt hat mich die Erzählweise der Autorin, der es gelingt, mit wenigen, zurückgenommenen Worten ein Panorama vor dem inneren Auge der Leser aufzublättern, was es anfänglich auch einfach macht, in den Roman abzutauchen. Lediglich die eingestreuten Blog-Einträge der Autorin erinnern immer wieder daran, dass die Geschichte, die sie um die dürren Informationen zum Leben ihrer Großmutter gebaut hat, erfunden, und damit auch beliebig ist. Minna wird somit gleichsam zu einem erdachten Exempel für eine bestimmte Zeit. Mir erschien es fast schon etwas lieblos, die wenigen Fakten so auszustellen und mit ausgedachten Beigaben zu ergänzen. Viele Leser mögen vielleicht gerade diesen Kunstgriff als die wahre Meisterleistung des Romans ansehen, mich hat es leider nicht restlos überzeugt.