schonungslos ehrlich und offen

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bücherwürmchen09 Avatar

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Anna Kaleri schreibt über das Leben ihrer Großmutter - einer masurischen Großmutter, die sie nie kannte, von der es kein Foto, kein Schriftzeugnis und keinen Grabstein gibt...

Minna lebte auf dem Lande in Masuren. Sie führte ein einfaches, arbeitsreiches Leben, bis sie den Ornitologen Gwideon kennenlernte. Gwideon war so frei wie die Vögel, die er beobachtete und doch gebunden in ein Leben und eine Ehe. Beide lernen sich kennen. Es verbindet sie eine ungewöhnliche und zarte Liebe. Gwideon ist Pole. Minna zieht in die Stadt, in der Gwideon mit seiner Frau lebt. Die Liebe wird tiefer.

Im Deutschland des Zweiten Weltkriegs verstieß die Liebe zwischen einem Polen und einer Deutschen gegen die Rassengesetze. In ihrer Unschuld, begingen beide den Fehler, offen zu ihrer Liebe zu stehen. Als sie entdeckt wurden, wurde Minna zunächst in Untersuchungshaft, später verurteilt und für fünf Jahre ins Arbeitslager verbracht. Bereits in der Untersuchungshaft wurde festgestellt, dass Minna schwanger war. Sie freute sich auf das Kind. Das Kind wurde von ihrer Mutter erzogen. Was aus Gwideon wurde, wusste Minna lange Zeit nicht. Sie träumte von einem Widersehen und einem Leben mit Gwideon und dem Kind.

Nach dem Arbeitslager lebte Minna in einem Haus, das ihre Familie für sie gekauft hat. Das Haus war marode und Minna bemühte sich nach Kräften, es zu einem Heim für sich und ihr Kind zu machen. Als ihr eine Kuh geschenkt wurde, sah sich Minna ihrem Ziel ganz nah. Und dann kam alles anders...

Dieser Roman ist sehr schön und anmutig geschrieben. Die Autorin hat eine Liebe zum Detail bezüglich der Lebewesen - Menschen, Pflanzen und Tieren. Obwohl sie ihre Großmutter nicht kannte und keine Lebenserfahrungen aus dieser Zeit einbringen konnte, scheint mir der Zahn der Zeit gut eingefangen. Das Buch lässt sich gut lesen und rührt sehr an. Einzig die Sprünge zwischen den Lebensabschnitten waren mir zu drastisch. Ich hätte mir weichere Übergänge und ausformulierte Randinformation gewünscht.

Cover und Titel des Buches sind gut gewählt. Der Himmel ist ein Fluss...vom Boden aus gesehen bei einem Blick in die Baumkronen....

Ich bin mir sicher, dass die Autorin mehr zu erzählen gehabt hätte. So wirken einige Passagen sehr verkürzt. Es hätte mich beispielsweise interessiert, wie Siegesmut auf die Welt gekommen ist, welche Gefühle Minna dabei hatte, wie es dem Kind bei der Familie der Mutter ergangen ist, ob die kleine Schwester erfahren hat, wer ihre wirkliche Mutter ist, was aus der Familie wurde und was Gwideon wirklich für Minna fühlte. Diese Dinge blieben dem Leser verborgen, da die Autorin die Geschichte einzig aus der Sicht Minnas erzählt hat. Ein Perspektivwechel wäre m. E. für den Roman eine Bereicherung gewesen.