Viel zu distanziert

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melange Avatar

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Zum Inhalt: In "Der Himmel ist ein Fluss" beschreibt Anna Kaleri das fiktive Leben ihrer im zweiten Weltkrieg erschossenen Großmutter.
Zum Cover: Zwei Personen in zärtlicher Umarmung. Das Bild mutet durch Gestaltung, Frisuren und Kleidung an wie aus den 40er Jahren entrissen.
Mein Eindruck: So ein wunderbarer Ansatz krankt an einer blutleeren Ausführung. Die Figuren erleben überaus dramatische Ereignisse wie Krieg, Gefängnis, Vergewaltigung und mehrere Tode im engsten Kreis, trotzdem berührte mich das Ganze nicht ein bisschen. Minna wird als Mädchen missbraucht, muss das eigene Kind als Schwester ausgeben, sie verliebt sich nicht rassenkonform, ihr Geliebter wird erschossen, - der Lesende bleibt kalt. Minna leidet im Gefängnis, ihr werden die Haare geschoren, sie wird beschimpft, - dem Lesenden ist es gleich. Zum Ende der Tod, das kurze Leben eine Tragödie mit kleinen Einsprengseln von Glück, - der Lesende klappt das Buch zu und ist enttäuscht.
Wie farbenfroh und berührend hätte das Ganze geschildert werden können, vor allem deshalb, weil die Autorin in kurzen Einführungen zu den Kapiteln immer wieder Teile ihrer Recherche erzählt und die Beweggründe dazu betont. Doch es fehlt an Sprachgewalt in der Ausführung dieser Beweggründe, - zu wenig Adjektive, zu wenig Ausführlichkeit. Ich würde in einem Zeugnis schreiben: Sie hat sich bemüht.

Fazit: Gut in der Idee, mangelhaft in der Ausführung. Leider nur 2 Sterne