Gefährliche Extremwattwanderung

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lunamonique Avatar

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„Der Holländer“ ist nach „Unter den Menschen“ und „Der Schiffskoch“ der neueste Roman von Schriftsteller und Radioproduzent Mathijs Deen. Zu seinen Veröffentlichungen zählen auch Kurzgeschichten und Kolumnen.

Drei Extremwattwanderer planen, sobald die Voraussetzungen stimmen, den gefährlichen Weg vom Festland nach Borkum in Angriff zu nehmen. Als das Lebensziel in greifbare Nähe rückt, läuft nicht alles wie erhofft. Am Ende gibt es einen Toten. Was ist passiert? Nicht nur der Auffindeort gibt Rätsel auf.

Der Prolog lässt erahnen, dass sich die Ereignisse anders entwickeln als erwartet. Am Anfang der Geschichte schwingt eine Melancholie mit, die später etwas in den Hintergrund rückt. Der Erzählstil hat etwas Trockenes, Stoisches. War es ein Unfall oder Mord? Erst nach und nach werden Details und Hinweise eingestreut, die in eine Richtung weisen. Etwas blass wirken die Charaktere. Es fällt zeitweise schwer, den Überblick zu behalten. Auf gestellte Fragen folgen keine Antworten. Ob klug und störrisch oder fokussiert, intelligent mit guter Kombinationsgabe, es fehlen Ecken, Kanten, Alleinstellungsmerkmale, um Nähe zu den Protagonisten zu entwickeln und bei Ermittlungen und Recherchen mitzufiebern. Liewe Cupido und Anne-Baukje stechen etwas heraus. Interessant ist das Thema „Extremwattwanderung“. Warum gehen Menschen derartige Risiken ein, und wie schützen sie sich im Extremfall? Mit dem Fundort kommen Kompetenzstreitigkeiten auf. Wer ist zuständig? Die Niederländer oder die Deutschen? Das Gerangel zieht sich durch den Roman. Lebendiger wird die Geschichte mit einem neuen Ermittlerteam. Liewe wirkt als erfahrener Hauptkommissar, der auf väterliche Weise lehrreiche Lektionen erteilt, sympathischer. Bei einer ungewöhnlichen Begegnung zeigt er ebenfalls eine andere Seite. Der über längere Strecken undurchsichtige Fall setzt Spekulationen in Gang. Das letzte Buchdrittel überzeugt am meisten mit einem sturen Liewe, der Licht ins Dunkle bringt.

Das Cover setzt den Fokus auf einen ungewöhnlichen Handlungsort und den Titel. Ein bisschen schlicht, aber die Details passen zum Inhalt. „Der Holländer“ hat am Anfang seine Schwächen. Sobald der Roman Fahrt aufnimmt, kann er mehr überzeugen. Das Ermittlerteam samt einem ungewöhnlichen Gefährten hat Potential für mehr kniffelige Fälle.