Hat mich in den Bann gezogen ...

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bellis-perennis Avatar

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Dieser Krimi, mein erstes Buch des niederländischen Autors Mathijs Deen, hat mich von Beginn an in den Bann gezogen. Worum geht’s?

Zwei Wattwanderer sind auf dem Weg vom ostfriesischen Festland nach Borkum unterwegs. Obwohl die beiden, Klaus und Peter, zwei erfahrene Wattengänger sind, kommt nur Peter in Borkum an.
Ausgerechnet während ihrer letzten Patrouillenfahrt vor der Pensionierung, entdeckt Geeske Dobbenga die Leiche von Klaus auf einer Sandbank. Da wegen der auflaufenden Flut nur wenige Minuten Zeit bleibt, wird der Tote an Bord und anschließend in das niederländische Delfzij gebracht. Als sie ihren Brigadekommandeur davon unterrichtet, stellt der nur die Frage "auf unserer Seite?" Gemeint ist damit die nicht vermarkte Staatsgrenze zwischen den Niederlanden und Deutschland, die immer wieder für Zoff zwischen den Nachbarn sorgt.

Da sich die Behördenvertreter beider Staaten vorerst nicht einigen können, nimmt sich Liewe Cupido, in Deutschland geborener und der auf der holländischen Insel Texel aufgewachsen ist, inoffiziell des Falles an. Liewe kennt die Gegend und die Unberechenbarkeit des Wattenmeers. In der ihm eigenen Art zu ermitteln, nimmt er sich zuerst Peter vor, der einen völlig verstörten Eindruck macht. Er will nämlich seine beim Segeln tödlich verunglückte Frau Helen im Watt gesehen haben. Täuschung? Wahnvorstellung?
Und dann gibt es noch Aaron, den Schwager von Peter, der üblicherweise mit Klaus und Peter in Watt geht. Nur diesmal nicht.

Meine Meinung:

Als Wienerin bin ich Hunderte Kilometer vom Meer entfernt und dennoch fasziniert mich die endlose Weite. Das Wattenmeer hat etwas Mystisches an sich.

Staunend habe ich die Schilderungen des Wattwandern gelesen. Bei Hochwasser in ein Netz, das an Stangen hängt, zu schlüpfen, kann ich mir irgendwie nicht gut vorstellen. Die Informationen über die Gezeiten und die Geschichte der Gegend habe ich interessiert verfolgt. Tja, nicht vermarkte (Staats)Grenzen sind ein heikles Thema. Nicht überall können sich die Anrainerstaaten (D-A-CH) so gut verständigen wie am Bodensee, wo in regelmäßigen Abständen die Grenzen (und die Bewirtschaftung des Sees) in der Bodenseekonferenz verhandelt werden.

Lachen musste ich, wie der rechthaberische Brigadekommandeur Henk Van de Wal das eigene, neue Boot ausgerechnet an der „Bayreuth“, dem Schiff der Bundespolizei, schrottet.

Der Schreibstil ist fesselnd und anspruchsvoll. Manchmal weiß der Leser nicht, was oder wem er glauben soll. Die Rolle, die Aaron in diesem Drama spielt, ist zunächst unklar. Im Laufe der Zeit zeigt sich sein wahrer Charakter.

Fazit:

Diesem mystisch-atmosphärischen Krimi gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.