Nachts im Watt

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Als erstes fiel mir an dem Buch die wunderbare Aufmachung auf: ein stimmungsvolles Titelbild, das schon die Ruhe, die sich durch das ganze Buch zieht, vorwegnimmt , aber mit drohender Wolkenkulisse im Hintergrund. Dann - sehr ungewöhnlich - die Nennung des Übersetzers im unteren Teil des Covers. Da hat mir schon mal sehr gefallen. Den Autor kannte ich bis dahin nicht und er hat mich als echtes Südlicht unseres Landes in eine andere Welt versetzt.
Denn es spielt an der Nordseeküste, im Herbst, wenn die Saison zu Ende ist und sich ein paar Extremwattwanderer auf den Weg machen, um vom ostfriesichen deutschen Festland nach Borkum, der letzten Ostfrieseninsel an der deutschen Grenze durch einen Priel zu wandern. Es gibt nur sehr wenige Gelegenheiten, wenn Wasser und Wind günstig sind, diese Strecke über das Watt zu durchlaufen. Zudem muss man zumindest einige Stunden in einer Art Käfig an Stangen im Meer verharren, wenn das Wasser unter einem durchläuft. Das fand ich schon sehr gruselig, aber im Grunde ist das wie bei Extrembergsteigern: für das Ziel nimmt man alles in Kauf.
Doch kurz vor dem Beginn der Wanderung kommt die Absage eines der Wanderfreunde. Da gehen die beiden Freunde los, doch nur einer kommt ans Ziel. Der andere wird tot auf einer Sandbank angeschwemmt.
Im entbrennenden Zuständigkeitsstreit zwischen der deutschen und der holländischen Polizei, wem die Leiche nun "gehört", mischt sich eher von der Außenseite Liewe Cupido ein, geborener Holländer mit deutschen Wurzeln. Von Anfang an - das hat mit Strömung und Winden zu tun - glaubt er nicht an einen Unfall. Seine größte Fähigkeit ist seine Gabe zu schweigen und logisch an die Sache heranzugehen. Schritt für Schritt deckt er die Geschehnisse in dieser Nacht auf.
Mir hat dieser Krimi unglaublich gut gefallen. Sehr literarisch geschrieben, fängt der Autor die Stimmung im hohen Norden ein. Ungewöhnlich für mich auch die Vornamen, habe ich teilweise noch nie gehört, obwohl es in einem Teil Deutschlands spielt. Der Fall ist spannend, nie langweilig und erst im letzten Drittel wird einem klar, wer hier gehandelt hat, aber man weiß noch nicht, wie es gelang.
Hilfreich war absolut die große Karte in der Innenseite des Buchumschlages. Genauso hilfreich wäre noch ein Glossar für die Fachausdrücke gewesen. Nipptide wird mal erklärt, den Fender musste ich nachschauen....
Von mir eine absolute Leseempfehlung für Freunde des ruhigen literarischen Krmis ohne überflüssige Action.