Mutige Frauen in schweren Zeiten

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kleincaro89 Avatar

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Das Cover spiegelt das Leben im Buch wider: zwischen Kriegsruinen müssen Kinder spielen, auseinandergerissene Familien bangen um die Männer der Familie, während die Frauen und Kinder in kleinen zugewiesenen Behausungen untergekommen sind, Angst und Schrecken ist nach wie vor weit verbrietet. Es ist der Sommer 1947, der Krieg ist vorbei, das Leben aber bei weitem nicht zurück. Und in der ganzen Not und Verwirrung wird zum einen eine junge Hofbesitzerin erschossen, zum anderen werden lange als verschollen gegoltene britische Soldaten aufgefunden – tot. Während sich Friederike Matthée, Mitglied der weiblichen Polizei in Deutschland, lange Zeit alleine mit dem augenscheinlich schnell gelösten Mord befassen muss und bei vielen auf Granit stößt, werden verschollene Soldaten tot aus der Erde gegraben. Da es sich um Angehörige der britischen Armee handeln, liegt die Vermutung nicht fern, dass nun auch der bereits aus dem ersten Band bekannte Brite Richard Davies Teil des Buches wird. Gemeinsam schreiten die beiden zur Tat, das Recht wieder herzustellen und die Fälle, die miteinander in Verbindung stehen, zu lösen.

Friederike Matthée ist dem einen oder anderen Leser bereits aus dem vorherigen Buch von Beate Sauer bekannt. Nun begegnet man der jungen Frau das zweite Mal. Mir persönlich ist Friederike hier das erste Mal begegnet und ich empfand die nach den ersten Seiten als schüchtern, unterwürfig und gar keinen falls aufmüpfig und mit eigenen Ideen gesegnet. Doch man wir eines Besseren belehrt.

Tatsächlich beginnt das Buch mit einer leichten Schwere. Die allgemein gegenwärtige Situation in Deutschland, die immer wieder in allen Teilen des Buches eingebracht wird, schlägt dem Leser leicht auf den Magen. Ebenso trägt der erste Eindruck von Friederike dazu bei, da sich der Leser im ersten Moment keine gewiefte Polizisten vorstellen kann, die einem Verdächtigen tiefergehend auf den Zahn fühlt. Doch von Seite zu Seite lernt der (unwissende) Leser Friederike kennen, begreift ihre Schlauheit und Gabe, Dinge aus anderen Perspektiven zu sehen als andere es tun. Mit diesen neugewonnenen Erkenntnissen, macht es Spaß, Friederike zu begleiten und zu sehen, wie sie mit Richard Davies der Lösung immer näher kommt.

Begleitet werden die Ermittlungen zu den Fällen zu immer wieder eingespielten Passagen, die anscheinend der Verdächtigen gewidmet sind. Leider erschloss sich mir hier nicht wirklich, welchen großen Nutzen diese Passagen haben sollten. Man bekommt einen kurzen Eindruck über die momentane Situation, jedoch geschieht dies nur sehr selten und führt das Buch und den Leser nicht wirklich zu einem Schluss.

Nichtsdestotrotz ist es Beate Sauer gelungen, in Zeiten der Verwirrung einen Kriminalfall zu etablieren und den durch zwar fiktive jedoch glaubwürdige Rahmenbedingungen auszugestalten. Der Leser wird immer wieder aufs Neue überrascht von dem Mut, der von Friederike ausgeht, von der Überzeugung, die sie sich nicht nehmen lässt und von der Menschlichkeit, die in diesen Zeit wohl nicht an allen Stellen anzutreffen war.