Spannend auf zweierlei Art

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apomaus Avatar

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Beate Sauer hat mit diesem Buch auf über vierhundert Seiten einen spannenden Krimi geschrieben, der aber gleichzeitig auch einen sehr spannenden Einblick in die Zustände in Köln und Umgebung nach Kriegsende gibt. Beide Spannungsbögen sind fast durchgängig gehalten, auch wenn die Handlung manchmal ein wenig konstruiert erscheint und etwas zuviele Zufälle zum Ziel führen. Das verzeihe ich aber gerne, denn die Schilderung der beteiligten Personen gelingt so intensiv, wie ich es selten in einem Krimi erlebt habe. Da ist Friederike Matthée als zentrale Person, die nach ihrer eigenen Rolle sucht und hin- und herpendelt zwischen dem von ihr verlangten gehorsamen Verhalten und Aufbegehren gegen diese verkrusteten Strukturen. Die beiden Kinder, die - um eine geborgene Kindheit betrogen - verzweifelt und verängstigt, aber auch wütend und mutig handeln. Friederikes Bruder Hans, der sich im Krieg schuldig gemacht hat und daran und am Unverständnis seiner Mitmenschen zerbricht. Und natürlich der deutsch-britische Lieutenant Richard Davies, der sich hin- und hergerissen zwischen dem Hass auf die Deutschen und der Zuneigung zu einer Deutschen fühlt.
Fast durchgängig auf der stattlichen Länge erzählt Beate Sauer spannend, sprachlich gewandt, abwechslungsreich und stimmig. Trotz der komplizierten Handlungsfäden und der großen Anzahl von beteiligten Personen in verschiedenen Zeitebenen verliert man nicht den
Überblick und benötigt das angefügte Personenverzeichnis gar nicht (ich habe es auch erst am Schluss entdeckt, vielleicht wäre ein Hinweis darauf gut?).
Ich denke, ich werde mir den ersten Band der Krimireihe um Friederike Matthée auch noch besorgen...