Hans und seine Insel

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schneeglöckchen_gk Avatar

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Was würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?

Als die Eltern des zehnjährigen Hans beschließen, auf eine Insel in einem See zu ziehen, packt der Junge folgende Habseligkeiten ein: ein Kästchen mit Murmeln und Münzen, drei Comic-Hefte, ein Sportler-Poster, ein Spielzeug-Flugzeug und ein Kuscheltier.

Die Entscheidung für das Leben als Einsiedler mit einer Schafsherde auf der abgeschiedenen Insel treffen die wortkargen Eltern scheinbar freiwillig, die Gründe werden kaum angedeutet. Die Stadt, die sie verlassen, der Staat, aus dem sie flüchten und das System, mit dem es gewisse Unstimmigkeiten zu geben scheint, bleiben sehr vage. Dadurch wird es sehr schwer, die Geschichte mit einer Vorstellung von realen Gegebenheiten in Zusammenhang zu bringen.

Wo hört die Suche auf, wo beginnt die Heimkehr?

Im Verlauf des Romans begleiten die Leser Hans vom Umzug auf die Insel, einer kurzzeitig unbeschwerten Kindheit, seiner kurzen Zeit zurück in der Schule und schließlich dem Aufenthalt in der Burg, einer Besserungsanstalt. Später folgen wir ihm als Erwachsener auf der Suche nach seinem Platz im Leben.

Das Buch ist in gewisser Weise ein Entwicklungsroman, aber durch den auktorialen Erzähler, der die Linearität der Zeit gelegentlich durchbricht, war für mich der Eindruck einer kindlichen Erzählperspektive immer wieder gestört. Man könnte diese Vor- und Rückgriffe sicher auch als Verbindung zwischen den Zeiten sehen. Für mich wurde durch sie allerdings der Aufbau einer Identifikation mit Hans verhindert.

Ist die Geschichte schön oder traurig?

Mein Herz ist bereits gebrochen, als Hans seinen Eltern einige Schätze aus der Natur zu Weihnachten schenkt und diese seine ‚love language‘ nicht verstehen. Als er dann in die Besserungsanstalt in der Burg gesperrt wird, war es nur noch quälend, stellenweise unerträglich, die Schilderungen zu lesen. Die Vorstellung einer solidarischen Gesellschaft scheint in Hans‘ Welt unbekannt zu sein. Nur wenige Male nähert er sich anderen Menschen an. Sein einziger Freund – der Kindheitsspielgefährte Kalle – ist lediglich eine verblassende Erinnerung. Gedanken an ihn manifestieren nur die Einsamkeit des Protagonisten.

Die häufigen Naturbeschreibungen sind die einzig schönen Passagen, sie werden von vielen als poetisch beschrieben. Insgesamt war die Sprache aber so unwirtlich wie die Insel und auch die poetischen Elemente konnten mich nicht berühren.