Anspruchsvoll und spannend
Der Einstieg in diesen Spionagethriller aus dem Berlin des Zweiten Weltkriegs war für mich etwas holprig, und auch die zwei verschiedenen Erzählungen, aus denen das Buch besteht, erfordern volle Aufmerksamkeit. Ein paar Geschichtskenntnisse sind sicher vonnöten, vielleicht auch der irischen Mythologie (Finn-Zyklus). Aber die Story wird immer spannender und endet in einem überraschenden Finale. Der Autor ist schon jetzt einer von den ganz Großen für mich. Die Charaktere sind glaubhaft gezeichnet, der Stil passt sich den zwei Erzählern meisterhaft an, meiner Meinung nach auch dem damaligen Sprachgefühl, der zunehmenden Derbheit während des immer schwierigeren Überlebens im Krieg (auch sehr gute Übersetzung!). Aber ganz besonders das profunde historische Wissen des Autors ist ungeheuer beeindruckend. So manchen Namen oder Ereignis hab ich zwischendurch gegoogelt (und bei Wodehouse und Ditzen wäre ich anderer Meinung – aber dass sie überhaupt dabei sind!). Der Autor hat hier eigentlich für mehr als ein Buch recherchiert. Dieses hier ist jedenfalls ein Leckerbissen: Ein Buch, das einen fordert, in die Tiefe geht, nichts beschönigt, zum Nachdenken zwingt, auch über die Gegenwart. Und wirklich spannend. Klare Leseempfehlung!