Tja.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
flurpsel Avatar

Von


Peter Manns Roman ‚Der Ire‘ erzählt in zwei parallelen Erzählsträngen vom Leben des irischen Spions Frank Pike während des 2. Weltkriegs. Die verschiedene Sicht der Dinge beruht auf zwei Manuskripten, die in den Trümmern von Berlin gefunden wurden und den Protagonisten einmal als charismatischen IRA-Kämpfer und einmal als Saboteur der Alliierten darstellen. Das Cover des Romans ist ein echter Eye Catcher und versetzt den interessierten Leser gleich in die geheimnisvolle Atmosphäre dieses zwielichtigen Umfelds, in dem List und Täuschung überlebenswichtig sind. Laut Untertitel handelt es sich bei dem Roman um einen Thriller. Doch hier beginnt mein Problem mit diesem Werk: Für einen Thriller fehlt mir ein konzipierter Spannungsbogen. Für einen historischen Roman, laut Ankündigung in der Star Tribune auf einer wahren Geschichte beruhend, ist mir die Darstellung der historischen Fakten zu dünn. Dem Autor wäre es als Dozent der Geschichte doch ein Leichtes gewesen, zumindest in Fußnoten die historischen Personen vorzustellen und Zusammenhänge kurz darzustellen. Dies würde auch die Authentizität des Geschriebenen unterstreichen. Spätestens bei den Anspielungen auf den keltischen Helden Finn McCool wären Kurzdarstellungen der zugrunde liegenden irischen Sagen für deutsche Leser hilfreich. So hielt sich das Lesevergnügen für mich leider in Grenzen: Die Parallelität der Erzählstränge, sprich das Springen zwischen den beiden Manuskripten, sowie das gelegentliche Durchbrechen der Chronologie haben das Verständnis ebenso erschwert wie die Verwendung (teils sogar verschiedener) Alias für die beteiligten Personen. Eine kleine Übersicht hätte mir einiges Hin- und Her-Blättern erspart. Die relativ umfangreichen homoerotischen Darstellungen fand ich ebenfalls wenig erhellend und unnötig, aber das mag Geschmackssache sein. Unter dem Strich komme ich zu dem Schluss, dass meine Erwartungen an einen Thriller mangels Spannung nicht erfüllt wurden Zugleich wurde mir nicht klar, ob der Roman nun tatsächlich auf einer historischen Begebenheit basiert oder nur fiktiv ist und den zweiten Weltkrieg allein als Bühne der erzählten Geschichte nutzt. Im Falle einer zugrundeliegenden wahren Begebenheit, hätte man mit einer etwas ausführlicheren Darstellung der zeitgeschichtlichen Zusammenhänge das Ganze für den historisch interessierten Leser.