Bei einem Wein hieße es "süffig".

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ilonar. Avatar

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Dübell hat seinen spannenden und sehr gut lesbaren Historienschmöker in einer interessanten Zeit des Aufbruchs in Deutschland angesiedelt. Das Buch beginnt im Jahre 1840 und reicht weit in die Jahre der Industrialisierung des Landes und schließlich der Einigung der deutschen Länder unter Bismarck.

Noch am Sterbebett des Vaters erfährt Alvin von Briest, der jüngere Sohn des Gutsbesitzers Levin von Briest, dass sein Vater das Erbe ausschließlich seinem älteren Sohn hinterlassen hat. Zwar gehören der Familie zwei Güter, es wäre also möglich gewesen, jedem der Söhne ein Anwesen zu hinterlassen, doch hat der Vater anders entschieden.
Alvin ist somit von heute auf morgen beinahe mittellos und muss sich entscheiden, wie es in seinem Leben weitergehen soll. In dieser Situation begegnet er Otto von Bismarck, er folgt dessen Rat und schlägt eine militärische Laufbahn.

Des Weiteren bestimmen im Wesentlichen noch drei Personen das Geschehen. Da ist zum einen Alvins Freund Paul Baermann, der sich mit Leib und Seele der Eisenbahn verschworen hat, aber durch Dummheit oder ein Missgeschick, das sei der Deutung und Meinung des Lesers überlassen, sein gesamtes für die Ausbildung in England gedachte Kapital verloren hat. Paul hat eine Schwester, Lily Baermann, die ist zutiefst verärgert und enttäuscht darüber, dass sie immer hinter ihrem Bruder zurückstehen musste. Als sie endlich in Paris auf eigenen und zudem auch einflussreichen Füßen steht, sucht und nutzt sie jede Gelegenheit, dem Bruder diese Zurücksetzung heimzuzahlen.
Paul und Alvin landen schließlich in Paris und begegnen dort Louise Ferrand. Damit beginnt eine tragische Liebesgeschichte, die in einem solchen Historienschmöker natürlich nicht fehlen darf. Diese Liebesgeschichte entwickelt sich zu einer Dreiecksgeschichte, denn beide Männer haben sich in Louise verliebt und wie geht es Louise? Die ist ebenfalls beiden jungen Männern sehr zugetan und kann sich nicht entscheiden. Zwar ehelicht sie im weiteren Verlauf Alvin, aber beendet wird diese Dreierbeziehung damit noch lange nicht.

Diese persönlichen Konstellationen bieten eine breite Bühne für vielfältige Verwicklungen und Intrigen und der Autor bespielt diese Bühne hervorragend. Angesiedelt ist sein Roman in den Jahren 1840 bis 1871 der deutschen Geschichte und es ist viel passiert in diesen Jahren, die geprägt waren von Revolutionen, Kriegen und einem gewaltigen Umbruch im Arbeits- und sozialen Umfeld der Menschen. Und immer wieder kehrt das Geschehen auch zu Otto von Bismarck zurück, dessen Geschichte im Hintergrund der Handlung immer weitergeführt und miterzählt wird.
Alles in allem ist dies ein sehr lesbarer und flüssig geschriebener historischer Roman, der ein spannendes Kapitel der deutschen Vergangenheit lebendig werden lässt.

Und wer will, falls er die Jahrhundert-Saga von Follett gelesen hat, kann diesen Roman in gewisser Weise als einen Vorläufer dieser Trilogie auf sich wirken lassen.

Alles in allem ein gelungenes Lesevergnügen über 1100 Seiten, nach denen sich der Gedanke breit macht: „Schade, schon zu Ende?“