Der Jahrhundertsturm

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In Richard Dübells "Jahrhundertsturm" wird auf etwas mehr als 1000 Seiten ein großer Teil der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts erzählt. Es ist die Zeit, in der in Deutschland das erste Eisenbahnnetz entsteht und so wird der bis dahin noch zerstückelte Deutsche Bund wenigstens verkehrstechnisch etwas vereint. Doch die große Einigung, die Gründung des Deutschen Reiches, wird letztendlich von Otto von Bismarck erreicht.

In dieser industriell und politisch so wichtigen Zeit spielt die Liebesgeschichte von Louise und Alvin. Es ist eine schwierige Geschichte, zerrissen zwischen zwei Ländern, die zwischen Freund- und Feindschaft wanken. Louise als Französin aus dem elenden Arbeiterviertel La Villette und Alvin, ein Deutscher mit adeliger Herkunft, haben es nicht leicht. Das Chaos wird perfekt, als Paul, Alvins bester Freund, sich ebenfalls in Louise verliebt und sie in ihn. Louise ist hin- und hergerissen zwischen den beiden Männern, der eine so sanft und gutmütig, der andere leidenschaftlich. Die drei befinden sich mittendrin im Chaos der Liebe und der immer wiederkehrenden Bedrohung des Krieges.

Dübells Roman ist nicht nur ein Roman der deutsch-französischen Geschichte, sondern auch ein Roman über Liebe und Freundschaft. Wie weit ist man bereit zu gehen, um für die Liebe seines Lebens zu kämpfen? Dübell hat die Liebesgeschichte wunderbar in einen historischen Roman verpackt. Man merkt, dass sehr viel Recherchearbeit betrieben wurde, um möglichst nah an der Realität zu bleiben und möglichst viele Charaktere an reale historische Personen anzulehnen. Allen voran natürlich Otto von Bismarck. Dübell ist es gut gelungen, den ersten deutschen Reichskanzler darzustellen. Wie er im Nachwort beschreibt, hat er dabei auf zahlreiche historische Quellen zurückgegriffen und zum Teil fast wörtliche Zitate aus Bismarcks Memoiren übernommen.

Mir hat das Buch sehr gefallen. Mir ist vieles, was ich vor vielen Jahren mal im Geschichtsunterricht gelernt hab, greifbarer geworden. Ich würde es jedem empfehlen, der sich für Geschichte interessiert und auch einer Liebesgeschichte nicht abgeneigt ist. Natürlich mussten einige geschichtliche Details ausgelassen werden, denn selbst auf 1000 Seiten ist dafür nicht genug Platz, doch um sich einen groben Überblick zu verschaffen, reicht es allemal.