Der Jahrhundertsturm

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Berlin - Paris - München, 1840-1871. Alvin von Briest ist im Testament seines Vaters nicht bedacht worden. Ein Nachbar, der Junker Otto von Bismarck, rät ihm zu einer Militärlaufbahn. Alvin folgt dem Rat und trifft einige Zeit später in Berlin auf Paul Baermann. Pauls ganze Leidenschaft gilt der Entwicklung der Eisenbahn. Alvin und Paul bekommen von Stéphane Flachat das Angebot, bei dem Bau eines französisch-deutschen Eisenbahnnetzes zu helfen und gehen mit ihm nach Paris, wo die beiden jungen Männer auf die mittellose Louise Ferrand treffen und sich beide in sie verlieben. Währenddessen droht Pauls Schwester Lily ein Leben in Armut, denn Paul hat durch eine Unachtsamkeit nicht nur seine Eltern in den Ruin getrieben, sondern auch Lilys Mitgift verspielt. Lily hasst ihren Bruder und sinnt auf Rache…

In seinem historischen Roman „Der Jahrhundertsturm“ entführt Richard Dübell den Leser in das 19. Jahrhundert nach Berlin, Paris und München und erzählt die wechselvolle Geschichte einer ungewöhnlichen Dreiecksbeziehung.
Darüber hinaus wartet der Autor mit einer geballten Ladung Historie auf und hat seine Geschichte eng mit den historischen Begebenheiten zwischen Januar 1840 und Sommer 1871 verknüpft und ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen der Ereignisse haben mich durchweg begeistert. Man ist ruckzuck mittendrin in einer zwiegespaltenen Welt, die einerseits aus dem Wunsch besteht, Traditionen und alte Ordnung beizubehalten und andererseits nach Fortschritt und technischen Neuerungen strebt.

Nacheinander stellt Richard Dübell seine Hauptfiguren ausführlich vor und verleiht ihnen schnell eine Persönlichkeit, man kann sich von Anfang an sehr gut in die einzelnen Akteure hineinversetzen. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, so dass man keine der Hauptpersonen aus den Augen verliert, auch wenn sich deren Wege ab und an trennen.
Begeistert hat mich das perfekte Zusammenspiel zwischen fiktiven und historischen Personen. Auch wenn der Fokus auf Alvin, Paul, Louise und Lily liegt, nehmen zahlreiche andere Personen einen wichtigen Part ein. Einer von ihnen ist Otto von Bismarck. Obwohl Bismarck eher im Hintergrund dieser Geschichte agiert, kann man seinen Werdegang ausgezeichnet verfolgen.
Aber auch andere historische Persönlichkeiten sind wichtige Weggefährten der Hauptakteure, unter ihnen zum Beispiel, Henry Dunant, Alfred Nobel, Joseph Anton Maffei, August Borsig und Eugène Flachat.
Meine liebste Nebenfigur ist Sergeant „Broni“ Bronikowski. Er ist nicht nur immer zur Stelle, wenn seine tatkräftige Unterstützung gebraucht wird, er berlinert auch noch ganz wunderbar.

Richard Dübell hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil. Der Autor erzählt sehr anschaulich und mit viel Schwung und es gelingt ihm hervorragend, dem Leser die jeweils vorherrschende Stimmung zu vermitteln. Sowohl die kleinen Kämpfe, wie zum Beispiel eine Kneipenschlägerei, bei der Alvin und Paul sich kennenlernen, wie auch die damaligen Revolutionen und Kriege in Europa werden spannend und ausdrucksvoll beschrieben.

Nicht nur das politische und militärische Geschehen des 19. Jahrhunderts, sondern auch technische Errungenschaften und Erfindungen, wie die Eisenbahn, die Telegraphie oder das Dynamit sind große Themen in diesem Roman, aber auch die gesellschaftlichen Gepflogenheiten spielen eine Rolle.
Es wird dramatisch und emotional - Stolz und Ehre, Liebe und Leidenschaft, Zorn und Hass, Machtgier, Intrigen und Rache – die Handlung ist durchweg lebhaft und wird zu keiner Zeit langweilig.

„Der Jahrhundertsturm“ ist eine großartige Zeitreise – ereignisreich, spannend, voller Abenteuer und Emotionen.